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„Viele wissen nicht, um was es geht!“

Der Konflikt im Nahen Osten schockiert. Gerade Frauen sind besonders betroffen, weiß die Publizistin Antje Sievers. Im Gespräch mit Style PASS reden wir mit ihr über die Lesart des Konflikts und die Verharmlosung von fundamentalem Islamismus.

Style PASS. Frau Sievers, Sie sind eine gesellschaftspolitisch und feministisch geprägte Publizistin, haben unter anderem einen profilierten Historienroman geschrieben, in dem Sie sich mit dem Judentum auseinandersetzen. Überrascht Sie der Krieg im Nahen Osten? Oder müssten wir alle nicht inzwischen aus der Geschichte gelernt, um Interessenkonflikte auf internationaler politischer Ebene lösen können?

Antje Sievers: Der Konflikt schwelt seit der Staatsgründung. Es war immer so, dass die arabische Seite die Kämpfe begonnen hat, bis auf einen Präventivschlag von jüdischer Seite. Am 7. Oktober waren alle schockiert, da war die Solidarität groß, aber früher oder später wird Israel zur Mäßigung aufgerufen. Das größte Problem ist aus meiner Sicht, dass viele Hamas und den islamischen Faschismus nicht verstehen, viele denken: „Ach, man muss mit denen nur einmal richtig reden.“ Die wollen keine Zweit-Staaten-Lösung, sie wollen eine Ein-Staaten-Lösung, sie wollen ein judenfreies Israel. Das ist alles nachzulesen. Mit der Hamas gibt es keine Lösung des Konflikts. Selbst mit Arafat gab es keine wirkliche Lösung. Die Hamas ist so drauf: „Nur ein toter Jude, ist ein guter Jude!“

Style PASS: Können Sie die Hamas ein bisschen näher beschreiben?

Die Übergänge zwischen der normalen Bevölkerung im Gazastreifen und der Hamas sind fließend. Die Geiseln sind bei ganz normalen Bürgern untergebracht worden. 75 Prozent der Bevölkerung sagen: „Ja, das ist unsere legitime Vertretung.“

Leichen wurden geschändet – das war nicht die Hamas, das waren ganz normale Leute. Die Kinder werden von Klein auf gegen Juden aufgehetzt und indoktriniert. Die Hamas wird vom Iran, vom Mullahstaat, unterstützt.

Style PASS: Wie sehen Sie Deutschland innerhalb dieses Konfliktes? Was halten Sie von Annalena Baerbock?

Ich habe nicht das Gefühl, dass sie wirklich weiß, was da abläuft. Die Gelder, die sie auf der West Bank versprochen hat, waren falsch. Auf gar keinen Fall darf man da Gelder rein geben. Von Geld werden Tunnel gebaut und die Hamas gestärkt. Auch Vorgaben interessieren sie nicht, denn sie sind im „Namen des Herrn" unterwegs und werden von Allah unterstützt.

Style PASS: Auf Ihrer Facebook Seite, wo Sie recht bissige, pointierte Kommentare, auch zu diesem Thema posten, reden Sie oft von "Antisemitismus". Was genau verstehen Sie darunter beziehungsweise, was subsumieren Sie unter klassischen "antisemitischen Kommentaren" zum Konflikt im Nahen Osten?

Antisemitismus sehe ich als kompensatorischen Judenhass, der unabhängig davon besteht, was Juden sagen, machen oder denken. Der Antisemitismus wirkt so, dass Juden nichts richtig machen und für alles, was schief läuft, verantwortlich gemacht werden. Antisemitismus hat eine lange Geschichte. Es hilft nichts, pro Palästinenser zu sein als Jude, im Zweifelsfall werden sie dennoch abgeschlachtet.

Style PASS: Hat der Konflikt auch eine "feministische Lesart"? Leiden Männer und Frauen gleichermaßen?

Nein! Sie leiden nicht gleichermaßen. Die sexuelle Seite der Pogrome mit den grausigen Vergewaltigungen, das Vorführen von Vergewaltigungsopfer vor Kameras. Das ist eine fundamental religiöse Gesellschaft, in der Frauen nur verschleiert aus dem Haus können. Es leiden beide, aber Frauen noch mehr.

Style PASS: Werden die Gräueltaten der Hamas im deutschen Medienspiegel vernachlässigt?

Nein, die Auseinandersetzung war aus meiner Sicht ausreichend. Viele Leute haben schon gesagt: Ich ertrage das nicht mehr. Aber das Thema ist nach und nach aus dem Fokus verschwunden. Insgesamt, finde ich aber, dass Deutschland damit gut umgegangen ist. Ich habe die Berichterstattung als ausgewogen empfunden.

Style PASS: Wie gehen Sie mit so genannten "Shit Storms" auf Ihrer Seite um? Darf "jeder alles sagen"? Haben Sie Richtlinien? Moderieren Sie?

Manchmal werde ich total missverstanden. Facebook lädt zu Schnellschüssen ein, da kann man sagen: „Sorry, habe ich missverstanden!“ Ich sage manchmal schon: "So geht das nicht" - und wenn es wiederholt vorkommt, wird derjenige entfreundet oder blockiert. Mit Leuten, die unter Fake-Namen herumstänkern, rede ich nicht. Fake-Profile finde ich feige.

Style PASS: Hat die Verrohung auch unsere Gesellschaft immer stärker erfasst?

Auf jeden Fall. Definitiv. Was beispielsweise in der Schule passiert, wie das Sozialverhalten verroht, wenn ich das lese oder höre, bin ich schockiert. Vieles im Alltag ist verwahrlost. Konventionen sind verwässert und für viele nicht mehr bindend.

Style PASS: Waffen, Waffen, Waffen. Deutschland hat 2023 mehr Exportgenehmigungen denn je gerade in den arabischen Raum erteilt. Eine Spirale ohne Ende?

Wenn Baerbock 180 Millionen Gelder an die Palästinenser gibt, ist das für mich direkte Kriegstreiberei. Man merkt aber eine gewisse kulturelle Öffnung von Saudi Arabien, dem Jemen, die sich dem Tourismus öffnen. Eventuell führt das mittelfristig zu einer Annäherung an die EU. Übermäßig optimistisch bin ich allerdings auch nicht.

Style PASS: Israelinnen müssen ebenfalls zur Waffe greifen. Ihre Meinung dazu?

Ich finde das sehr positiv. Ich finde das wichtig für Frauen, sich körperlich wehren zu können. Sexuelle Belästigung als Frau hast Du Dein Leben lang. Ich glaube, die Israelinnen haben ein anderes Selbstbewusstsein, weil sie wissen, dass sie sich im Zweifelsfall wehren können

Vielen Dank!

 

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