Sports & Politics

Rausschmiss bei der Gutmensch-Lobby

Ach, es hätte alles so schön und einfach sein können: Style PASS erhält vom Berliner Sportverein "Pfeffersport" eine Einladung zum Wheel Soccer Cup - da geht es um Inklusion und wie Menschen mit und ohne Behinderung Spaß haben und den Soccer auch mit Rädern leben.

Doch die Vorbereitungen zum Besuch der Style PASS-Herausgeberin Eva Britsch werden zum Lehrstück über Wichtigtuerei und was man meint, Journalist*innen einfach mal an den Kopf knallen zu dürfen, wenn man einen Verein betreibt, der qua Satzung schon die Insignieren moralischer Unantastbarkeit und allgemeinem Gutmenschentums mit sich trägt.

Als die Presseeinladung, zeitlich ziemlich knapp bemessen, bei Style PASS eintrudelt, fehlt die Telefonnummer, die bei Presseeinladungen und Pressemitteilungen eigentlich obligatorisch ist. Rückfragen mag man bei Pfeffersport, mit 5.500 Mitgliedern und rund 50 festen Mitarbeiter*innen und etwa 300 Eherenamtlichen, eigentlich der allgemeinen Professionalität verpflichtet, offenbar nicht.

Warum? Weil alle gegen Inkusion sind? Man weiß es nicht!

Als Britsch dann Johannes Kropf, den Presseverantwortlichen in die Leitung kriegt, wird ihr erklärt, dass das Interview von ihm gegeben wird, schließlich ist er ja der Pressemann bei Pfeffersport.

Soweit, so gut!

Britsch hätte dann aber gerne mit dem Presseverantwortlichen vereinbart, mit einer weiblichen Spielerin sprechen zu können beim Wheel Soccer Cup, schließlich sind gerade Frauen nach wie vor von Exklusionserfahrungen betroffen. Zudem im Sport.

Deshalb wurde Style PASS ja irgendwann mal gegründet, um Fußballerinnen in den medialen Fokus zu rücken! Denn Frauenfußball wurde bis in die 70er Jahre hinein qua Beschlusslage des Deutschen Fußball-Bundes strukturell und effektiv diskriminiert!

Wäre schön gewesen, wenn der Presseverantwortliche uns dann mal hätte aussprechen lassen, stattdessen wird der Jugendtrainer der "Kids"- Abteilung empfohlen. Leider weiß der Presseverantwortliche nicht mal selbst den Namen des Kids-Trainers, der sich später dann zur allgemeinen Style PASS-Schikane in den Mailverkehr einschaltet, und klar doch, auch mal alles besser weiß. Unter anderem, dass der Besuch von Style PASS zu "verärgerten Kindern" führen könnte.

Warum auch immer!?!? Oder schließt da jemand von eigenen Voruteilen auf die von anderen?

Die Fragen, nicht unüblich, aber auch nicht nicht unbedingt notwendig, werden von Style PASS freundlicherweise vorab eingereicht, so dass sich die Presseabteilung, sowie die Kids-Jugentrainer-Abteilung, sich hätten ausreichend vorbereiten können. Doch nein, so einfach geht es bei Pfeffersport nicht.

Die Fragen gingen so nicht.

Wieso? Weil Style PASS sich erlaubt nachzufragen, wie aus Trainersicht unterschiedliche Leistungsstärken zwischen Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung, denn in den Teams spielen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen in den Rollstühlen, vereinbart werden? Die Teams sind deutlich kleiner als beim herkömmlichen Fußball. Ein Pezziball (auch: Gymnastikball) wird mit den Händen "gekickt".

Und eigentlich hätte Style PASS auch lieber mit einem Trainer der Erwachsenen-Abteilung gesprochen und nicht mit dem Kids-Ressort! Schließlich wollte Style PASS ja auch gerne ein Interview mit einer weiblichen Spielern führen, die für sich selbst sprechen kann. Denn Style PASS ist ein Erwachsenen-Magazin und keine Kinder-Zeitschrift.

Aber zurück zur Idee von Style PASS, warum wir die Fragen eingereicht haben, die wir eingereicht haben!

Wäre ja vorstellbar, dass Menschen, die jeden Tag Rollstuhl fahren, mehr Kraft in den Armen haben, als Menschen, die nur ab und zu Rollstuhl fahren - und somit durchsetzungsstärker sind im Play. Könnte ja sein, dass sich Pfeffersport darüber schon mal Gedanken gemacht habe und zum Beispiel bei der Zusammenstellung eines Teams da ein Augenmerk drauf legt.

Schließlich soll es ja um Inklusion gehen!

Aber zurück zur Argumentation von Pfeffersport: Die Fragen gingen schon deshalb nicht, weil Style PASS das Wort "Leistung" in den Mund nimmt und dies mit der Satzung unvereinbar sei, weil ja in der Pfeffersport-Satzung stünde, dass es lediglich um "Spaß" gehen dürfe.

Dass natürlich der Faktor "Spaß" bei Gruppensport auch für Menschen mit einer Behinderung irgendwas mit "Leistung" und "Gewinnen" zu tun haben könnte, denkt Style PASS schon. Sonst wären ja nicht Teams aus ganz Deutschland zum Wheel Soccer Cup gekommen, um gegeneinander anzutreten.

Style PASS wäre gerne zum Wheel Soccer Cup gegangen und hätte mit den Leuten vor Ort geplaudert. Gänzlich unleistungsorientiert und lediglich dem journalistischen Spaß verpflichtet!

Geht natürlich nicht!

Man habe sich Style PASS mal näher angeschaut und irgendwie sei Style PASS ja eh gegen Inklusion oder zumindest nicht dezidiert dafür. Oder kein Inklusions-Fachmagazin. Oder halt irgendwie doof.

AHA! Warum werden Männer eigentlich so schnell hysterisch, wenn sie mal ein Interview geben müssen, fragt sich Style PASS? Souverän geht anders!

Auf Rückfrage der Style PASS-Herausgeberin, wenn man meint, schon ziemlich schwerwiegende und eigentlich fast schon rufschädigende Anschuldigungen gegen ein journalistisches Medium in den Raum stellen zu können, einen Artikel auf Style PASS zu nennen, der irgendwie "gegen" Inklusion" sei, wird nicht mehr geantwortet.

"Stark"

Style PASS bleibt trotz Rausschmiss konstruktiv:

Der Wheel Soccer sollte sich aus dem Spaßsport heraus entwickeln, um ernst genommen zu werden. Dafür müssen Trainer*innen ihre Spieler*innen mit Behinderung selbst ernst nehmen und nicht in die Opferrolle drängen.

Eine Vergleichbarkeit ist nicht gegeben, wenn Menschen ohne Behinderung sich ebenfalls in den Rollstuhl setzen und mit Menschen mit Behinderung zusammenspielen. Die Motivationslage, warum Menschen ohne Behinderung nicht einfach in einem "normalen" Verein mitspielen, sondern sich freiwillig in einen Rollstuhl setzen, und so eigentlich unter ihrem sportlichen Leistungsniveau bleiben, darf von Journalist*innen hinterfragt werden. Auch, was das dann eigentlich mit "Spaß" zu tun haben soll?

Denn: Inklusion ist ein weites Feld, das nicht darüber beackert wird, wenn Menschen mit und ohne Behinderung einen Ball übers Feld schubsen und in einem geschlossenen Raum unter sich bleiben.

Inklusion ist ein Thema für Schulen, Universtitäten, Wirtschaftsunternehmen, die Politik. Bis auf den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble gibt es keine Politiker*innen im Rollstuhl in Deutschland. Selbst der rollte nicht zum Erfolg, sondern war schon lange Berufspolitiker, bevor er 1990 durch ein Attentat eine Querschnittslähmung erlitt. Ob er es auch als Mensch mit Behinderung so weit gebracht hätte? Eher zweifelhaft! Und: Der Wheel Soccer wird von Sportredaktionen nicht beachtet. Natürlich muss nicht jeder Politiker*in im Rollstuhl sitzen, aber die Quote ist halt einfach mager. Natürlich ist eine Berichterstattung wie zur Bundesliga im Fernsehen zu Wheel Soccer übertrieben, weil von Menschen mit Behinderung nicht erwartet werden kann, dass sie mit der Schnelligkeit und Kombinationstechnik von Profifußballer*innen ohne körperliche Einschränkung konkurrieren können, aber das eine oder andere originelle und intelligente Format, könnten sich die Redakteur*innen schon ausdenken, findet Style PASS.

Insgesamt? Ein trauriges Resümee!

Das Waschweib-Syndrom

Da gab es doch mal diesen Film, in dem Julia Roberts sich in knappe Röcke quetschte und damit Jungs auf Behörden ablenkte, wenn sie investigativ arbeitete, in Unterlagen spähte, um einen Umweltskandal aufzudecken. Mit "Erin Brockovich" machte sich Julia Roberts einen Namen nicht nur als Schauspielerin, sondern irgendwie auch als Mensch, denn viele ihrer Fans assoziierten ihre Mission, einen Wasserskandal aufzudenken mit der wirklichen Figur Erin Brockovich.

Vielleicht hat sich die journalistische US-Aktivistin Candace Owens einmal zu oft von Erin inspirieren lassen?

Das Bild zeigt Candace Owens in einem ihrer Videos, in dem sie sehr emotional wird, wenn es um Brigitte Macrons Unterleib geht!

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