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Pullover mit dekadenter "Aura"
Gerade wurde "Aura" zum Jugendwort des Jahres gekürt. Für alle, die damit nichts anfangen können: Wer eine positive Aura besitzt, wirkt auf andere besonders anziehend, optimistisch oder charismatisch. Das meist positiv assoziierte Wort nutzt Style PASS nun, um eine Marke zu analysieren, die gerade bei Jugendlichen besonders angesagt ist: Balenciaga.
Eigentlich ist es nichts Neues, was Balenciaga da macht: Mit auffälligen Designs etwas Auffälliges kreieren, so für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgen, um den Blick weg von Schönheit hin zu Auffälligkeit zu lenken.
Denn unbedingt "schön" sind die Outfits von Balenciaga nicht, scrollt man durch die Seiten, die die meist mehrere hundert Euro bis mehrere tausend Euro teuren Teile zeigen oder die Malls von Dubai zieren.
Die Designs wirken oft arg schlicht, manchmal provozierend globig oder gar prollig!
Gerade bei jungen Leuten ist die Marke unglaublich angesagt, um die eigene "Aura" von "Normalo" auf "Dekadenzia" zu pimpen.
Ein schwarzes, Normalo-Sweatshirt, das mit der Überschrift "Balenciaga" versehen ist, reicht da schon, um das markenbewusste Teenager-Herz höher schlagen zu lassen.
Klar, erlaubt ist, was gefällt, aber alleine dieser "Skipullover" kostet stolze 1.400 Euro. Clever gemacht von der Marke, indem sie den Markenkult einfach selbständig ironisiert und einfach kleine Werbelabels mit dem eigenen Namen auf den Pulli klebt, schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Werbung kritisch hinterfragen und dabei für sich selbst Werbung machen.
Aber über wen macht sich Balenciaga damit eigentlich lustig?
Über sich selbst, indem das Label den eigenen Markenwert reflektiert und mit bekannten Sujets aus der Welt des Profisports spielt? Oder doch eher über den Träger oder die Trägerin selbst, die für einen schlichten Pullover, der mit ein paar Logos gepimpt wurde, 1.400 Euro bezahlt.
Ja, genau: 1400 Euro!
Nachhaltig ist das oft nicht im Luxussegment. Teilweise reduzierten teure Labels nicht ab, um den Preis hoch zu halten, und zerschreddern die einstmals teuren Teile lieber.
Style PASS findet: Natürlich kann man Balenciaga vom Unternehmerischen nur gratulieren, wie geschickt das Label den eigenen Markenwert in die Höhe treibt. Aber tickt die Jugend wirklich derartig schlicht? Eigentlich nicht, erlebt Style PASS viele Jugendliche als sehr bewusst, man denke nur an das Engagement im Hinblick auf den Klimawandelt. Vielleicht müssen junge Menschen in ihrem Selbstbewusstsein gesellschaftlich mehr unterstützt werden, auch ohne teure Labels cool sein zu dürfen. Wie wäre es mit einer lässigen Schuluniform an staatlichen deutschen Schulen? Schulkleidung kann auch lässig und bequem daherkommen, aber hebelt ein Konkurrenzverhalten, ausgetragen über Kleidung, aus.
Und für die individuelle Note, könnten einfach hier und da ein paar oldschool Flicken auf Hemd und Hose gebügelt werden. Dann heißt das Jugendwort des Jahres vielleicht schon bald "Normalo".