Sports & Politics
Mein lieber Scholli!
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), einst hoch geachtet und gegen jegliche Kritik immun, kann einem leid tun. Verzweifelt wehrt er sich gegen den Abstieg in die Bedeutungslosigkeit, den er sich selbst zuzuschreiben hat.
Zu viele Skandale und Skandälchen, von den dubiosen Millionen um die WM Vergabe bis zum steuerlich interessanten Vorwurf, die Eigennützigkeit teilweise verwirkt zu haben, und dem überdimensionierten und überteuerten Campus in Frankfurt: Die Liste ist lang. Dazu kommen internationale Misserfolge der Nationalmannschaften, welche wiederum Löcher in die Kasse rissen.
Selbst gutherzige Ansätze, wie die Reform des Spielbetriebs der Kinder- und Jugendmannschaften, werden zerredet. Der DFB argumentiert, so bekämen die jungen Kerlchen mehr Ballkontakte und könnten sich individuell besser entwickeln. Hans-Joachim Watzke, immerhin DFB-Vizepräsident und als Ober-Borusse in nervenaufreibendem Kampf um eine Deutsche Meisterschaft ausgelastet, hält dagegen. Irgendwas mit Leistungsgedanken und aus Niederlagen lernen kommt ihm dabei zu kurz. Auch Mehmet Scholl motzt, die ganze Reform sei unverständlich.
Mein lieber Scholli!, klagt Style PASS und fragt, woher das Sprichwort überhaupt kommt. Eine Version von mehreren: Julius Jolly, badischer Politiker, focht im Kulturkampf der 1860er Jahre für die Trennung von kirchlichen und staatlichen Angelegenheiten und wurde später als (unbequemer) Ministerpräsident entlassen. „Mein lieber Jolly“ hieß es halb bewundernd und halb resigniert, woraus „Mein lieber Scholli!“ wurde.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Kultur- und Grabenkämpfe beim DFB nicht schon wieder personelle Opfer fordern, meint Style PASS.
