Sports & Politics

Kleinlich bis peinlich

Schwere Zeiten für unsere Demokratie: Der Ukraine-Kriegt zeigt, dass das Arsenal demokratischer Verhandlungsmasse überraschend schnell an seine Grenzen kommt - und doch lieber der Panzer aus der Tiefgarage geholt wird.

Nun hielt der Schriftsteller Marko Martin eine intelligente und engagierte Rede zu 35 Jahren Mauerfall im Schloss Bellevue - und kritisierte dabei auch Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als ehemaligen Außenminister und seine damalige Politik gegenüber Putin.

Für Martin Vorboten und Hebel für die jetzige Eskalationsstufe.

Ja, unser lieber Bundespräsident. Seine Rhetorik ist oft ähnlich schmal gefasst, wie sein Jackett, zu sehen etwa auf diesem Foto: Manchmal ein bis zwei Nummern zu eng.

Kein Wort, das er äußert, das nicht von der Last der Staatstragenheit in die Länge gepresst wird und damit scheinbar Gehalt und Schwere bekommt, auch wenn er nur mit einer Kindergarten-Gruppe über Radieschen-Beete diskutiert.

Humor, Witz oder Lockerheit oder irgend ein anderes stilistisches Mittel, das Ansätze von Distanz zur Amtsrolle herstellen könnte, sucht man in Steinmeiers Reden vergeblich!

Man könnte nun meinen, Steinmeier wüsste Kritik zu schätzen, schließlich erfordert die aktuelle weltpolitische Lage von unseren Politiker*innen, eigene Eitelkeiten herunter zu schlucken und sich selbst in den Dienst der Sache zu stellen.

Konkret kritisierte Marko Martin das Festhalten am Projekt "Nord Stream 2".

Gegenüber t-online sagte Martin danach: „Er ist angerauscht gekommen, um mir qua seines Amtes die Leviten zu lesen“, sagte Martin. Angeblich habe Steinmeier ihn gefragt, ob es ihm Freude mache, Politiker zu diffamieren: „Er hat ziemlich die Fassung verloren“, sagte Martin.

Eine Sprecherin des Bundespräsidenten hingegen sprach von einem „kontroversen, aber sachlichen" Austausch.

Style PASS meint: Über das Projekt "Nord Stream 2" kann man unterschiedlicher Meinung sein. Aber der Kriegsdienstverweigerer Martin argumentierte sachlich und spürbar aus einer ehrlichen Betroffenheit für die Opfer des Ukraine-Krieges heraus. Sollte sich Steinmeier mit seinen Emotionen tatsächlich gegenüber Martin in den Mittepunkt des Geschehens gestellt haben, ist dies allenfalls kleinlich bis peinlich.

Loyalität ist Auslegungssache

Deutschland am Ende? Noch nicht ganz. Und glaubt man "Politikexperten" wie Ralf Schumacher, ginge es nun, wo der Bruch zwischen SPD, Grünen und FDP öffentlich ist, endlich wieder "bergauf".

Weiterlesen