Sports & Politics

Kaiser Franz

Wenn in früheren Jahren ein König oder Kaiser starb, stand das Land, über das er herrschte, Kopf: Ein Staatsbegräbnis und Flaggen auf Halbmast! Nun ist die Fußballlegende Franz Beckenbauer - „Kaiser Franz“ - gestorben. Aber den staatstragenden Ton sucht man vergeblich!

Style PASS war bei der Pressekonferenz zur Vorstellung von Nia Künzer als neue Sportdirektorin für den Frauenfußball dabei. Kurz zuvor ist Kaiser Franz gestorben. Als ein Journalist nach Plänen des DFB fragt, wie man den "Kaiser“ posthum würdigen könne, etwa mit der Benennung von Straßen, verweist DFB Präsident Bernd Neuendorf höflich aber bestimmt darauf, dass man Fragen nach Franz Beckenbauer aus „Respekt vor Nia“ bitte am Ende der Pressekonferenz stellen solle.

Auf Anfrage von Style PASS erfährt man, dass der DFB zudem keine gesonderte Pressekonferenz zum Tod des Kaisers plane.

Sind die Zeiten von Königen und Kaisern nun endgültig vorbei?

Als Eva Britsch, die Herausgeberin von Style PASS in Bielefeld Soziologie studierte, lernte sie noch, dass es gewisse Unterschiede zwischen Kaisern und Nicht-Kaisern gab.

Im Proseminar „Soziale Schichten“ setzte sich der alerte Professor gerne locker-lässig auf einen Tisch, um so schon einmal optisch die Barriere zwischen ihm und den Student*innen aufzulockern.

Gerne schmückte er seine Ausführungen zu Karl Marx und Max Weber mit konkreten Beispielen aus der Lebenswirklichkeit aus. Damals ging durch die Medien, dass Kaiser Franz zu schnell gefahren oder falsch geparkt hatte und die Polizist*innen ihm den Strafzettel erlassen hatten: Ein Kaiser darf schon mal schneller fahren oder falsch parken – im Gegensatz zu seinen Untertanen.

Der Prof. ironisierte die Story, indem er auf ein paar Rucksack-tragende Mate-Tee-Trinker in der letzten Reihe zeigte: „Sie da, Sie da hinten, Ihnen wäre der Strafzettel nicht erlassen worden, haben Sie nun die Klassentheorie verstanden?“

Wobei Style PASS anzweifelt, dass der Student im Besitz eines Autos war!

Leider fehlte in meinem Studium neben der Kritik der Zustände, die Idee, wie die Probleme unserer Gesellschaft gelöst werden könnten“, sagt Britsch und ergänzt: „Hätte Kaiser Franz nicht einfach darauf bestehen können, dass er den Strafzettel natürlich zahlt?“

Korruptionsvorwürfe, „Gespusimentalität“ in seiner Funktion als Sportfunktionär nach seiner aktiven Profikarriere als Fußballer kennzeichneten das Wirken der „Lichtfigur“ Franz Beckenbauer, der ab 1969 aufgrund seiner Popularität den Spitznamen „Kaiser“ trug.

Style PASS meint, frei nach Max Weber: Eigentlich war er nur ein Karrierist und angepasster Typ mit guten fußballerischen Gaben – warum sollten Straßen, die von den Steuergeldern seiner Untertanen gezahlt wurden, nach dem Kaiser benannt werden?

Der DFB möchte den alten Zeiten wohl nur wenig Raum geben und sich lieber auf die Zukunft konzentrieren.

Gut so, meint Style PASS!

 

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Das Gesicht seines Vereins

Der Mann ist 64 und hört nächstes Jahr in Dortmund auf: Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Borussia Dortmund KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) will seinen Ende 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern.

Bild: BVB

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