Sports & Politics

Gesundes Alter muss finanziert sein

Wir werden alle älter und das ist gut so. Auch Sport hilft hier und da mit, dass wir unser Leben bestenfalls lange genießen können. Doch dazu müssen auch die Finanzen stimmen. Die Diskussion um Rentenalter und Finanzierung zeigt, dass viel Unsicherheit besteht.

Style PASS sprach mit dem bekannten Ökonom Prof. Jürgen Wasem über soziale Sicherung in Deutschland und seine Ideen!

Style PASS: Deutschland ist im Hinblick auf seine sozialen Sicherungssysteme gut aufgestellt?

Prof. Jürgen Wasem: Wir haben ein hohes Leistungsniveau in der sozialen Sicherung. Insofern sind wir gut aufgestellt. So sind etwa unsere Leistungen in der Kranken- und Pflegeversicherung im internationalen Vergleich umfangreich. Die Kehrseite davon sind die Kosten. Den Ausbau der sozialen Sicherung konnten wir bei gutem Wirtschaftswachstum lange finanzieren. Das wird zunehmend schwieriger. Zudem stellt uns die Alterung der Bevölkerung jetzt vor große Herausforderungen.

Style PASS: Was sind Ihre Kritikpunkte an dem sogenannten "Umlageverfahren"? Wie funktioniert das circa?

Der Kern des Umlageverfahrens: Die Jungen zahlen für die Älteren. Bei der Rente ist das klar. Aber auch die Leistungen an die Älteren bei Kranken- und Pflegeversicherung werden im wesentlichen durch Beiträge der Jungen finanziert. Das ist grundsätzlich eine sehr gute Idee und hat lange auch funktioniert. Dieser "Generationenvertrag" wird aber dann problematisch, wenn sich die zahlenmäßigen Verhältnisse zwischen Jung und Alt verschieben. Dann kann es zu einer Überforderung der Jungen führen. Die begehren zunehmend dagegen auf - siehe den Widerstand der Jungen Gruppe in der CDU/CSU gegen das Rentenpaket der Koalition. Deswegen sollten wir das Umlageverfahren nicht weiter ausbauen, sondern andere Wege gehen.

Style PASS: Sie schlagen eine "kapitalgedeckte Zusatzversicherung" vor. Welche Bereiche soll diese Zusatzversicherung abdecken?

Kapitaldeckung heißt: Das Kollektiv der Jungen verbindet mit der Abdeckung des Risikos einen Ansparprozess für das eigene Alter. Damit entfällt weitgehend die Umverteilung von Jung nach Alt. In der Pflegeversicherung wäre das besonders geeignet: Weil da dauert es noch eine ganze Weile, bis die geburtenstarken Jahrgänge in größerer Zahl pflegebedürftig werden. Da macht Ansparen noch Sinn. Daher ist mein Vorschlag: Wenn die Politik weitere Leistungen in der Pflegeversicherung vorsehen möchte, sollten diese nicht über das Umlageverfahren abgedeckt werden, sondern über Kapitaldeckung. Der konkrete Vorschlag bezieht sich auf die Eigenanteile, die bei Aufenthalt im Pflegeheim verbleiben, aber das Konzept lässt sich auch auf andere Tatbestände bei der Pflege anwenden.

Style PASS: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile einer Kapitaldeckung?

Wie schon gesagt: Der wesentliche Vorteil der Kapitaldeckung ist, dass die einzelnen Generationen stärker für sich selber vorsorgen. Der Generationenvertrag zwischen Jung und Alt ist gut, aber wir dürfen ihn nicht überfrachten. Deswegen brauchen wir eine Mischung aus Umlage, also Generationenvertrag mit Umverteilung von Jung nach Alt, und Kapitaldeckung, also Vorsorge der Jungen für das eigene Alter. Und bei der Absicherung des Pflegerisikos macht das in besonderer Weise Sinn.

Style PASS: Sie warnen vor "politischer Zweckentfremdung" von Geldern. Das klingt so, als ob nur Vater Staat den Bürger+innen in die Tasche greift! Einen Heiligenschein müssen wir der Privaten Versicherungswirtschaft aber auch nicht aufsetzen, man denke nur an die Skandale rund um die sogenannte Riester Rente. Wie sehen Sie das?

Die "politische Zweckentfremdung" habe ich auf einer Veranstaltung der Privaten Krankenversicherung angesprochen im Zusammenhang mit der Idee, die Jungen zahlen in einen staatlichen Fonds, aus dem sie im Alter dann Leistungen finanziert bekommen. Da besteht ganz klar das Risiko, dass die Politik im Laufe der Zeit andere Zwecke definiert, für die das Geld ausgegeben werden soll. Das könnte man kaum verhindern. Dagegen ist der Schutz gegen eine solche Umlenkung des Geldes stark, wenn es sich um Beiträge handelt, die an eine Versicherung gezahlt werden.

Style PASS: Ihre Prognosen, wie gehts weiter in Deutschland mit Rente, Pflege und Co.?

Die Zukunft der Sozialen Sicherung hängt stark auch von der Wirtschaftsentwicklung. Umgekehrt aber dürfen wir die Wirtschaft nicht mit der sozialen Sicherung überlasten. Von daher hoffe ich, dass die Politik hier Entscheidungen trifft, die kurzfristig für die Wirtschaft und mittel- und langfristig für die jungen Generationen tragfähig sind.

Vielen Dank!

 

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Es kommentiert Style PASS-Herausgeberin Eva Britsch

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