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Ganz cool „cringen“!
Was sich übers Jahr doch so alles tut. Da gibt es den Tag der Bienen oder den irgendeines Schutzpatrons!
Der Papst ruft gelegentlich das „heilige Jahr“ aus - da gehen wir freilich in uns und hoffen auf Besserung unserer ethisch-moralischen Verfehlungen. Sprache kann verräterisch sein, und so wird das „Unwort des Jahres“ ausgerufen: Da gab es mal den „Kollateralschaden“ (1999), er steht für die zynische Verharmlosung, wenn in kriegerischen Auseinandersetzungen zivile Opfer billigend in Kauf genommen werden. Charmant war auch die „Ich AG“ (2002), die fast satirisch umschreibt, dass Arbeitgeber am liebsten alles auslagern und der Staat das noch als Errungenschaft und Ausweg aus der Arbeitslosenkrise preist. Im letzten Jahr war die „Corona Diktatur“ dran, an der sich Reichsbürger und Querdenker delektieren.
Harmloser geht es beim „Jugendwort des Jahres“ zu. „Cool“, nur als Beispiel, hat es schon lange in den Duden geschafft, und das ist gut so, wird doch alles internationaler, und moderne Menschen finden ziemlich vieles ziemlich „cool“. Etwas schwieriger wird es mit der jüngsten Kür zum Jugendwort des Jahres. Der Verlag Langenscheidt mit Gespür für Marketing, Gründer dieses Labels (auch so ein schönes Wort!), hat etwas mühsam „Cringe“ herausgefunden.
Nie gehört?
Das kommt aus dem Englischen und bedeutet in etwa „Fremdschämen“. Also wenn jemand in guter Gesellschaft rülpst oder pupst, da tun sich andere ziemlich „cringen“. Andere vielleicht nur grinsen.
Mit der Scham ist es übrigens so eine Sache. Der frühere Bundespräsident Theodor Heuss schlug vor, anstatt der „Kollektivschuld“ (Nazis, Holocaust, zweiter Weltkrieg) den Begriff „Kollektivscham“ zu verwenden. Im Nachkriegsdeutschland sollte so der Blick in die unselige Vergangenheit erleichtert werden.
„Cringe“ hat, so findet Style PASS, deutlich weniger Chancen als „cool“, im Duden als eingedeutscht verewigt zu werden. Warten wir es ab.
Style PASS meint aber außerdem, dass endlich auch die Senioren zu ihrem Jahres- Wort kommen sollten und schlägt „vulnerabel“ vor. Hat was mit Corona zu tun. Ist ein Senior „vulnerabel“, durfte er sich vorrangig impfen lassen, weil gesundheitlich gefährdet. Jugendlichen haben oft eh' keine Lust aufs Impfen, denn wer jung ist, hält sich manchmal für unverwundbar. Für soviel an Ignoranz tun sich die Senioren jedoch richtig „cringen“, hofft Style PASS und findet, dass Sprache verbinden soll – und nicht teilen.