Sports & Politics
Fußball im Fadenkreuz weltpolitischer Einflusslinien
Fußball war schon immer eine internationale Angelegenheit. Fußball steht in den meisten Ländern für Integration. Fußball steht für individuelle Auf- und Abstiegschancen – derer, die den Sport ausführen und nicht zuletzt dem verbandspolitischen Wasserkopf, der sich rund um Höchstleistungen gebildet hat und ebenfalls ordentlich mitverdient.
Wo lässt es sich mit sportlicher Leistungsstärke schneller zum Millionär werden?
Und: Fußball soll einerseits unpolitisch sein, anderseits findet der Sport (un-)freiwillig immer im gesamtgesellschaftlichen Kontext statt. Aktuell sorgt der Konflikt, oder genauer: Krieg, im „Nahen Osten“ dafür, dass die Grenzen des „Systems Fußball“ aufgezeigt werden.
Style PASS wagt eine Bestandsaufnahme!
Vorweg: Style PASS steht als journalistisches Medium für die Lösung gesellschaftlicher Konflikte ohne militärische Mittel. Weder steht Style PASS auf der Seite der Palästinenser, noch auf der des Staates Israel. Die (militärischen) Verbrechen auf beiden Seiten sind abzulehnen. Es leiden und sterben Kinder und Bürger*innen, die den Konflikt (teilweise) in keiner Weise mitverantworten.
Umso mehr rücken die Wortäußerungen derer in den Mittelpunkt, die gesellschaftlich gehört werden!
Das sind neben Politiker*innen auch Stars und Sternchen, nicht zuletzt jene, die das Runde ins Eckige kicken sollen, die Fußballer*innen. Schon immer gab es Streitereien darüber, was unserer Heroen von sich geben „dürfen“ oder sollen. Der gesellschaftspolitisch aktive Fußballer Philipp Lahm stritt einst mit seinem Arbeitgebern Bayern München darum, ob er auch ohne Mithilfe der gestrengen Presseabteilung Interviews geben dürfe. Auch auf Style PASS wirkt es befremdlich, dass ein erwachsener Mann die Hilfe von PR-Strategen brauchen soll, um über sportliche Leistungen und – was er über sein Privatleben preisgibt, will Herr Lahm sicher eigenständig entscheiden – mit einem Journalist*in zu plaudern.
Inzwischen leider fast Usus: Gerne streichen Pressestrategen Negatives aus Interviews heraus. Nicht nur auf Seiten der Antwortgeber, sondern auch auf Seiten der Fragesteller!
Style PASS kann wie andere Medien auch ein Liedchen davon singen. Informationen, widerstrebende Interessenlagen, eigene Meinung bleiben so auf der Strecke ebenso wie Glaubwürdigkeit und Integrität.
Klar: Interne Diskussionen, wie ein Trainerwechsel, sollten bestenfalls auch intern gelöst werden; Medien nicht als Plattform für Grabenkämpfe instrumentalisiert werden.
Umso verständlicher, dass viele Sportstars die sozialen Medien als Plattform für sich entdeckt haben!
Neben dem Darstellen der eigenen Person, dem Highlighten von Werbepartner*innen lässt es sich als Großverdiener auch gut noch als Gutmensch präsentieren. Ein trauriges Smiley, ein paar salbungsvollle Sätze zu Kriegstoten sind schnell geschrieben. Eigene Emotionen sind schnell und kostenfrei genutzt, um sich als Sympathieträger zu profilieren.
Sich auf Social Media (politisch) zu präsentieren ist einfacher, als Interviews einmal durch die Vorstands- und Presseabteilungs-Freigabe-Schlaufe laufen zu lassen.
Neben den Allgemeinplätzen zum „Nahen Osten“ („furchtbar“, „schrecklich“, „grausam“, „humanitäre Katastrophe“), wagten sich nun Spieler von Bayern München und Mainz 05 ins Feld der politischen Kommentierung und äußerten sich zum Konflikt im „Nahen Osten“.
Natürlich, auch Fußballer*innen dürfen hierzu eine Meinung haben und natürlich darf auch gefragt werden, inwiefern ein gewisser Schulterschluss Deutschlands zum Staate Israel richtig ist. Style PASS bewertet die Äußerungen der Jungs insofern an dieser Stelle nicht.
Aber müssen Fußballer ihre teilweise doch recht holzschnittartigen Betrachtungen zum Nahen Osten wirklich auf Facebook und X veröffentlichen?
Gerade Kinder und Menschen, die ihr Leben vielleicht manchmal nicht ganz so im Griff haben, wie es idealiter sein sollte, blicken zu Fußballer*innen auf, sind beeinflussbar, plappern mitunter Halbsätze nach, bilden ihr Weltbild nicht auf der Grundlage differenzierter SPIEGEL-Politikreportagen.
Style PASS vermutet, dass es bei Mainz 05 und Bayern München ein internes Commitment gab, sich zu dem Konflikt im Nahen Osten nicht auf den Sozialen Medien zu äußern – weder Pro noch Contra Israel beziehungsweise Palästina. Style PASS findet so eine Vereinsabsprache zumindest nachvollziehbar. Auch wenn sie nicht jedem Spieler gefallen mag, sind solche Erwartungen eines großen Arbeitgebers mit sozialer Verantwortung in extremen weltpolitischen Wetterlagen nicht unbedingt falsch.
Die Spieler wurden nun teilweise suspendiert – das mag nach außen als Einschnitt in die freie Meinungsäußerung wirken, kann aber auch einfach als Konsequenz der Vereine für aus ihrer Sicht Fehlverhalten der Spieler gesehen werden.
Generell fragt sich Style PASS: Warum Fußballer überhaupt als kompetente Kommentatoren für Kriege von ihren Fans gesehen werden. Ihnen fehlt oft das passende Studium, die Bildung, die tiefere Auseinandersetzung mit kulturellen Hintergründen und monetären Interessenkonflikten, die gerade in die moderne Kriegsführung hineinspielen. Last but not least die kritische Reflexion der Funktionsweise des modernen politischen Systems.
Und: Warum sollten Politikredakteur*innen eigentlich Fußballer befragen, was sie zum „Nahen Osten“ sagen? Erscheinen da nicht eher Politikwissenschaftler*innen oder die Politik selbst, die die richtigen Antworten auf Konflikte haben sollte, als die geeigneten Ansprechpartner*innen?
Ist die Wichtigtuerei der Kicker auf Social Media vielleicht ein psychologischer Mechanismus, sich nicht nur als Kick-, sondern auch als Politiktalent zu profilieren?
Klar, eine persönliche Meinung kann man auch einem Millionen-Verdiener nicht verbieten. Wir denken an das Beispiel Mesut Özil zurück, der sich in fast schon trotziger Manier mit Staatschef Erdogan ablichten ließ. Verdient hat er seine Millionen überwiegend in Spanien und England, profitiert hat er von der Integrationsgesellschaft Deutschland – ablichten lässt er sich mit Erdogan!
Da muss man nicht AfD-Wähler sein, um bei diesem Bild einen faden Beigeschmack zu spüren. Da wäre Kicken mit einem Integrations-Kindergarten in Köln-Chorweiler allemal das glücklichere Bildmotiv gewesen.
Der algerischstemmige Franzose Karim Benzema, erfolgreiches Beispiel der Integrationsgesellschaft Frankreich, aufgepasst, Style PASS verwendet das Wort hier durchaus ironisch, ist in Frankreich zum Superstar geworden. Die französische Nationalhymne hat er dennoch nie mitgesungen. Benzema sorgt aktuell für Sorgen bei Präsident Macron und seinem Innenminister. Denn eine Eskalation ins den so genannten Banlieues, das sind die strukturschwachen Vororte der Großstädte Paris oder Marseille ist nicht auszuschließen.
Der dortigen, durch Migration geprägten Jugend ist oft langweilig und kleine Jungs suchen oft nach großen Vorbildern.
In Frankreich leben immerhin 600.000 Juden und sechs Millionen Moslems. Eine Eskalation im „Nahen Osten“ könnte schlimmstenfalls nach Frankreich überschwappen und in einem Bürgerkrieg enden.
Insofern scheint die Thematisierung des Verhaltens des Kickers Benzema durchaus nachvollziehbar. Himmeln in den Banlieues gerade viele Jungs den Ferrari-Fahrer an!
Seine mentale und emotionale Heimat scheint Benzema offenbar woanders zu sehen oder zu suchen als in den Vororten Paris', denn aktuell scheffelt er seine Millionen abseits Frankreichs. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin wirft Benzema Nähe zur „Musilmbruderschaft“ vor. Saudi Arabien sieht die 1928 gegründet Organisation immerhin als „Terrororganisation“ an. Und Benzema steht beim saudischen Klub Al-Ittihad unter Vertrag. Benzema bestreitet jegliche Nähe zur „Musilmbruderschaft“. Aber auch ein ehrgeiziger Politiker wie Darmanin, politisch angeblich mit noch größeren Ambitionen ausgestattet, wirft nicht einfach mit Anschuldigungen dieser Art um sich, vermutet Style PASS.
Am saudischen Nationalfeiertag ließ sich Benzema auf jeden Fall stolz in der Tracht saudischer Männer ablichten. Da ist von Pariser Style und einem westlichen, liberalen Lebensstil jedenfalls wenig zu sehen.
Natürlich, der Konflikt zwischen dem Innenminister und dem Kicker treibt absurde Blüten. Nachdem Benzema auf „X“ öffentlichkeitswirksam – 600.000 Likes – für die Einwohner in Gaza betete, die Opfer „ungerechter Bombardierungen“ würden, fordert der Politiker im Gegenzug Benzema auf, auch mal was Pro-Französisches zu posten.
Benzema ließ sich natürlich nichts vorschreiben und überlegt lieber, ob er den Innenminister verklagen will, um Distanz zur Muslimbruderschaft gerichtlich feststellen zu lassen.
Style PASS findet das kindische Verhalten einiger kickender Männer in der jetzigen desaströsen weltpolitischen Lage daneben. Demut und Konzentration aufs Sportliche wären die bessere Wahl, als öffentliche politische Lippenbekenntnisse ohne jeglichen gesellschaftlichen Mehrwert zu posten.
