Sports & Politics
DFL in der Kritik
Die selbstbewusste Fanorganisation „Unsere Kurve“ nimmt selten ein Blatt vor den Mund, wenn sie meint, dass etwas schief läuft. Aktuell kritisiert „Unsere Kurve“ nicht nur den Kommunikationsstil der Deutschen Fußball Liga (DFL), sondern auch den Vorstoß, Investoren an Bord zu holen, um die „Merchandise-Maschine“ Fußball weiter zu dynamisieren. Zum Nachteil der Fans und der kleinen Vereine?
Style PASS sprach mit dem Vorsitzenden von „Unsere Kurve“ Jost Peter über die aktuelle Situation.
Style PASS: Unsere Kurve kritisiert im Schulterschluss mit weiteren Fan-Organisationen die Deutsche Fußball Liga (DFL). Was sind Ihre Hauptkritikpunkte?
Jost Peter: Rund um die Entscheidung zu einem Investor hat es die DFL - übrigens auch schon im ersten Versuch im Sommer 23 - komplett unterlassen, Fans und vor allem die Mitglieder in den Vereinen in die Entscheidung einzubinden. Bei einem Entschluss dieser Tragweite ist es für uns nicht zu verstehen, dass die DFL und ihre Vereine nicht konsequent die vorhandenen Dialogformate - wie zum Beispiel den lizenzpflichtigen Club-Fan-Dialog - genutzt haben. Auf allen Mitgliederversammlungen, die das Thema zur Abstimmung brachten, wurde der Beschluss abgelehnt.
Darüber hinaus ist der ganze Prozess intransparent und ohne Beteiligung. Das geht bis zum zu vermutenden Bruch von 50+1 durch Herrn Kind von Hannover 96, der ohne eine geheime Abstimmung gar nicht möglich gewesen wäre. Klassische „Männermauschelei“, wenn es eng wird.
Style PASS: Kommerz und Vermarktung im Profifußball, dafür stehen Vorstöße der DFL. Ist die "Merchandise-Maschine"-Profifußball nicht langsam ausgereizt?
Wir wissen leider, dass der allein ökonomisch getriebene Fußball noch so manche krude Idee entwickeln wird, die mit dem Sport nichts zu tun hat und den Renditegelüsten eben jener Investoren entspringt. Die DFL hat immer noch nicht den Funken einer Idee, wie die vom Verband selbst beschworenen Stärken des deutschen Fußballs in eine zukunftsweisende Vision gebracht werden. Die mitgliedergeführten Vereine, die einzigartige Fankultur, die lebendigen Stadien - darum beneidet uns halb Fußballeuropa. Nur die DFL denkt diese Pluspunkte ausschließlich als verkäuflich.
Style PASS: "Frauenpower bei der DFL". Donata Hopfen war nur kurz das weibliche Aushängeschild der DFL - symptomatisch für die Probleme bei der DFL?
Fußball ist - fünf Euro ins Phrasenschwein - ein Spiegel unserer Gesellschaft. Wobei die Männerseilschaften beim Fußball ja gerade in den Verbänden Tradition haben. Und ja, dass tut kreativem Denken oft nicht gut. Um so mehr sollte sich der Fans und Mitglieder versichert werden, denn obwohl auch dort nicht alles Gold ist, was glänzt, sind unter den organisierten Fans quer durch alle Organisationen und Netzwerke Frauen mit Power engagiert.
Style PASS: Was wünschen sich aus Sicht von "Unsere Kurve" die Fans von der DFL?
Wir haben klare Forderungen und teilen diese mit allen aktiven Fans quer durch die Stadien: Prozesse müssen transparent, öffentlich und unter klarer Einbeziehung der Vereinsmitglieder gestaltet werden. In Sachen Investor heißt das: erneut abstimmen.
Die DFL sollte anfangen, Fanbeteiligung endlich als selbstverständlich zu implementieren und nicht am Katzentisch große Worte schwingen.
Style PASS: Ist "Unsere Kurve" in Kommunikation mit der DFL?
Unsere Kurve ist natürlich mit der DFL in Kommunikation. Mit anderen deutschen Fanorganisationen, wie z.B. „F_in“, das Netzwerk von Frauen im Fußball, entsenden wir gemeinsame Vertreter*innen in die Kommission Fans und Fankulturen. Darüber hinaus nutzen wir auch den guten Draht zur DFL-Abteilung Fanangelegenheiten, die aber von der Führungsriege der DFL - wie diese Woche wieder geschehen - im Zweifel nicht gefragt wird.
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