Er coacht Clubs und Sportler. Dr. Christian Spreckels hat die Passion für die Leistungssteigerung zur beruflichen Passion ausgebaut – aktuell hat er seine gesammelten Kenntnisse im Buch „Kopfsache Fußball“ veröffentlicht. Style PASS sprach mit Spreckels über Tricks und Kniffe beim Thema Leistungssteigerung und wie er Martina Voss-Tecklenbrg findet.

Style PASS: Sie sind „Mentaltrainer“, klingt ein bisschen nach Hokuspokus. Was verbirgt sich hinter dieser Jobbezeichnung?

Dr. Christian Spreckels: Es geht darum Sportler darin zu unterstützen, dass es ihnen gut geht. Dazu gehören insbesondere die Reflexion der eigenen Persönlichkeit und das dazu passende individuelle Mindset. Die Fähigkeit, sich individuell emotional zu regulieren, steht dabei im Fokus. Wenn es Sportlern gut geht, dann performen sie nämlich auch gut. Das ist kein Zufall und sollte nicht dem Zufall überlassen werden.

Style PASS: In ihrem neuen Buch „Kopfsache Fußball“ geben sie Leistungssteigerungstipps preis. Hat aus Ihrer Sicht jeder Mensch das Potential, erfolgreich zu sein?

Ja, aber nur, wenn er nicht versucht das Patentrezept anzuwenden, das es gar nicht gibt! Menschen müssen in ihren individuellen, unbewussten Motiven gefördert werden. Menschen sind dann erfolgreich, wenn sie ihre individuellen Stressoren akzeptieren und diesen individuell angemessen begegnen.

Style PASS: Was kann der Normalbürger*in von der Sportart Fußball lernen?

Ganz klar, vom Fußball können Menschen lernen, sich auf ein optimales Aktivitätsniveau zu regulieren. Mit Misserfolgen angemessen umzugehen. Ruhig zu bleiben in Drucksituationen. Und last but not least? Willensstärke, die allerdings individuell sehr unterschiedlich ist.

Style PASS: Auch Clubs wie der HSV und St. Pauli suchen Ihre Hilfe. Wie wichtig ist die „Chemie“ zwischen Coach und Club, um das Team erfolgreich mental zu supporten?

Sehr wichtig. Eine Akzeptanz und eine Überzeugung, dass das, was der Mentalcoach macht, unterstützend wirkt, ist wichtig. Und dass es zu der Identität des Vereins passt.

Style PASS: Lothar Matthäus wird der Spruch zugeschrieben: „Wenn man sich einredet, man ist müde, dann ist man müde!“ - Würden Sie den Satz so unterzeichnen?

Im Prinzip ist das eine negative Autosuggestion, die auch positiv genauso entfaltet werden kann: Mir geht es gut, ich freue mich auf das Spiel und mache das jetzt so gut es geht. Das hat natürlich Grenzen. Außerdem wende ich mich ab von einer Manipulation des eigenen Systems, es geht um Regulierung, oftmals verbunden mit einer positiven Betrachtungsweise und der entsprechenden Herangehensweise.

Style PASS: Was fasziniert Sie am Fußball?

Der immer offene Ausgang: Der FC Barcelona schaffte im Achtelfinale der Champions League Saison 2016/17 „das Wunder“ gegen Paris Saint-Germain. Nach der 0:4-Pleite im Hinspiel wurde das Rückspiel vor 96.600 Zuschauern im ausverkauften Camp Nou mit 6:1 (2:0) gewonnen, wodurch sich der Titelträger von 2015 für das Viertelfinale qualifizierte. Wo Barcelona noch fünf Tore schießen musste - und das traf dann auch ein.

Style PASS: Woher kommt bei Ihnen die Passion fürs mentale Coaching? Haben Sie Vorbilder, zum Beispiel andere Coachs oder Philosoph*innen?

Mich hat der eigene Sport und der Umgang mit Sportlern, die ich trainiert habe zum mentalen Coaching gebracht. Dabei habe ich oft eine Diskrepanz der Leistung im Training und im Wettkampf beobachtet, die mir viele Sportler auch bestätigt haben; die Trainingsleistung ist oftmals besser. „Das muss mit dem Kopf zu tun haben“, dachte ich mir. Und das hat es auch. Das war der Startschuss, mich intensiv mit der psychischen bzw. mentalen Seite des Sports zu beschäftigen, mit Theorien, Forschungen in diesem Bereich und eigener Forschung von Phänomenen, die entscheidend sein können, z. B. dem Zusammenhang von Stress und Verletzungsanfälligkeit.

Style PASS: Ein einfacher Trick, um den Tag erfolgreich zu gestalten, den jeder anwenden kann?

Dem gegenüber offen sein, was passiert, hilft einem, den Tag positiv zu sehen. Auch schwierige Situationen sollte man, wenn es geht, nicht als bedrohlichen Reiz, sondern als Herausforderung sehen. Entwicklungschancen anstatt Probleme sehen, wäre das richtige Mindset.

Style PASS: Letzte Frage: Wie finden Sie Frauenfußball und unsere Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg?

Sensationell! Wie sich die Damen bei der EM präsentiert haben vom Auftreten her und wie sie Fußball gespielt haben, war wunderbar anzusehen und lässt auf einen sehr intakten Teamspirit und die richtige Herangehensweise schließen.

Vielen Dank!