Sports, Motivation & Psychologie
Forever young - kein hohles Versprechen
Thorsten Tschirner ist breit aufgestellt: Sportwissenschaften und Journalistik hat er studiert - sein Fitness-Know-How hat er in bekannten Magazinen wie Men's Health geteilt, eine große Fitness- und Freizeitanlage geleitet. Aber Tschirner ist kein Typ, der auf schnellen Muskelzuwachs steht; in seinem aktuellen Buch „Fit werden - Jung bleiben“ zitiert es aus über 90 oft englischsprachigen Fachquellen.
Im persönlichen Gespräch mit Style PASS erklärt er zudem, was ein Nobelpreis mit seinen Tipps für ein jugendliches Körpergefühl zu tun hat.
Style PASS: Was genau ist die „biologische Uhr“, Herr Tschirner?
Menschen zu Fitness zu bewegen, war mein Ziel. Dabei ist ein Versprechen natürlich hilfreich und motivierender als einfach nur zu sagen: „Hey, mach mal Sport!“ „Wie Sie in acht Wochen Ihre biologische Uhr um zehn Jahre zurückdrehen können!“, wie es auf dem Cover meines Buches steht, ist natürlich ein starkes Versprechen, das ist mir klar.
Style PASS: Da Style PASS schon über Mindset berichtet hat, glauben wir Ihnen durchaus, auch wenn wir uns vorstellen können, dass viele Leute den Slogan erstmal etwas 'großspurig' finden.
Das Entscheidende ist, dass wir alle älter werden. Was ist Alter? Zum einen ist vieles von dem, was wir als Alterungsprozess verstehen, eine Folge von Inaktivität. Rückenbeschwerden oder dass ich mich steif fühle, sind Attribute des Alters. Dass wir steif werden, ist im Prinzip eher meinem Lebensstil geschuldet. Es ist definitiv möglich, so fit zu werden, wie vor zwanzig, dreißig Jahren. Das fand ich spannend, dem nachzugehen und in Buchform zu gießen.
Style PASS: Gott sei Dank werden wir alle älter.
Ja. Um das biologische Alter fest zu machen, schaut man auf die Zellebene. Es gibt ja durchaus Menschen, die laut ihrem Personalausweis achtzig Jahre alt sind, aber weil sie agil rüber kommen und eine gute Ausstrahlung haben 20 Jahre jünger wirken. Anderseits gibt es junge Leute, die durch ihre Bewegungsart deutlich älter wirken.
Style PASS: Zurück auf die Zellebene!
Ja, gerne. Verkürzt und vereinfacht dargestellt müssen wir uns das so vorstellen: In unserem Körper haben wir abermillionen von Zellen, die werden beschädigt, die müssen ausgetauscht werden. Unsere Muskulatur wird ständig umgebaut. Unsere Muskulatur ist ständig in der Pubertät und ein sehr junges Organ, weil Zellen ständig auf- und abgebaut werden. Die Zellprozesse müssen störungsfrei von sich gehen, so dass sich ständig neue Zellen eins zu eins kopieren können. Das können wir durch unseren Lebensstil beeinflussen
Style PASS: Ausreden zählen nicht?
Ja. Aber gleichzeitig ist das doch sehr motivierend, dass wir wissen, dass wir das selbst beeinflussen können. Mit relativ einfachen Mitteln kann ich viel für mich und meinen Körper erreichen. Der kleinste Teil sind die Gene, 70 Prozent können wir über unseren Lebensstil beeinflussen. Entscheidend für unser biologisches Alter ist, dass unsere Zellprozesse möglichst störungsfrei von statten gehen. Störungen führen zu Mutationen, die den Alterungsprozess vorantreiben. Wir haben es in der Hand, wie wir altern.
Style PASS: Sie beziehen sich auf wissenschaftlich Studien?
Ja, es gab eine Forscherin, die hierfür auch den Nobelpreis erhalten hat, Elizabeth Blackburn. Das Forscherteam um sie hat entdeckt, was letztendlich dem Schutz unserer Chromosome, in dem unser Erbgut liegt, dient. Wenn die Schutzkappen am Ende der Chromosomen verschlissen sind, fasert unser Erbgut aus und die perfekte Zellkopie kann nicht vollzogen werden. Der Nobelpreis hat diese Telomere entdeckt, die unsere Chromosome schützen sowie ein Enzym, Telomerase, das dazu beiträgt, dass unsere Schutzkappen in Takt bleiben.
Style PASS: Wann gab's den Nobelpreis hierfür?
Das war 2009! Zuvor gab es lange Studien. Das ist der Ausgangspunkt meines Buches.
Style PASS: Das, was man immer sagt: Dass Zucker, Nikotin und Alkohol Zellen schädigen und den Alterungsprozess vorantreiben, stimmt das?
Doch das stimmt. Die Art, wie wir leben, beeinflusst das. Alkohol ist ein Stoffwechselgift. Er fördert aggressive Prozesse im Körper und senkt die Telomerase-Dichte.
Style PASS: Also Lebensstiländerungen einfach umsetzen!
Richtig, nach dem Buch haben wir kein Erkenntnisproblem, und ich will mit einem positiven Versprechen zur Umsetzung motivieren.
Style PASS: Nochmals zurück zum Buch: Sie versprechen auf dem Cover Ihres Buches „Fit werden – jung bleiben!“, dass man in acht Wochen die Biologische Uhr um zehn Jahre zurückdrehen kann!
Lebensstiländerungen haben ziemlich schnell einen Effekt. Das Versprechen ist wie gesagt abgeleitet aus Studien. Man hatte zwei Vergleichsgruppen. Nach acht Wochen konnte man signifikante Unterschiede feststellen zwischen der Gruppe mit Aktivität und ausreichendem Schlaf und der Gruppe mit Inaktivität. Es werden Marker gemessen, die wir mit Alter in Verbindung setzen.
Style PASS: Ein Faktor, den Sie in ihrem Buch nennen, ist der Schlaf. Wie wichtig ist guter Schlaf insgesamt und für die Verjüngung des Körpers?
Der Schlaf ist sehr wichtig! Wenn ich lediglich sechs Tage verringerten Schlaf habe, gehen die Stoffwechselprozesse im Körper deutlich zurück.
Style PASS: „Du bist, was Du isst!“ - ein paar Tipps beim Thema Ernährung?
Auch das ist richtig. 90 Prozent unserer Ernährung sollte sich aus pflanzlicher Kost zusammensetzen: Gemüse, Nüsse, Samen. Hülsenfrüchte sind auch toll. An Gemüse kann man sich nicht überessen. Ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist auch wichtig. Alles, wo eine Verpackung drum ist, sollten wir meiden. Vorteilhaft ist, nicht bis zur Sättigungsgrenze zu essen.
Style PASS: Eine abschließende Message?
Das, was wir mit Alter verbinden, bringt das Alter nicht unbedingt mit sich: Leistungsverlust, eingeschränkte Mobilität lassen sich durch unseren Lebensstil beeinflussen und auf einem Niveau eines durchschnittlichen Dreißigjährigen halten.
Vielen Dank!