Es gibt schillernde Vornamen. “Boris“ ist so einer, der verschiedenste Assoziationen weckt. Bei Boris Godunow ein monumentales, pathetisches Opern-Erlebnis, bei Boris Jelzin der Gedanke an heftige Wodka-Vernichtung, was immer noch humaner ist als irgendwo einzumarschieren. Bei Boris Becker fällt einem ein brillanter Tennisspieler ein, der als Geschäftsmann leider nicht ganz so brillant herüber kommt.

Und Boris Palmer?

Ein geradliniger Typ.

Erfolgreich als Oberbürgermeister (Tübingen) und eigenwillig in vielen Äußerungen. Das hat er vom Vater Hartmut, jenem Rebellen vom Remstal, der ständig in Konflikt mit der Obrigkeit geriet. Der mehrfach versuchte, Bürgermeisterwahlen für sich zu entscheiden (erfolglos), dafür aber Menschenleben rettete: Von ihm stammt die Idee, Leitplanken anfangs schräg in die Erde zu versenken; seither spießt sich dort kein Automobilist mehr auf.

Ab und zu ordentlich gegen den Strom zu schwimmen, das also liegt dem Boris Palmer im Blut. In seiner Partei, den Grünen, ist er mehrfach angeeckt, jetzt wollen sie ihn rauswerfen.

Eine ganz dämliche Idee, meint Style PASS: Als ob die Partei nicht Wesentlicheres zu bewegen hätte, als sich von einem Stimmenfänger zu trennen, der über deutlich mehr Charisma verfügt als der in landesväterlicher Pose versunkene Kretschmann. Wie dem auch sei, auch Boris Palmer versucht mit pragmatischen Ideen Leben zu retten und hat dieser Tage in einer Talkshow für bedingungsloses Impfen plädiert und die Bedenken, es gäbe kein zentrales Impfregister, einleuchtend gekontert. In den Kommunen können die Einwohnermeldeämter alle Adressen nachweisen und die Bürger anschreiben. Die müssten dann ihren Impfnachweis vorlegen. Wer nicht, kriegt Bußgeld.

Boris Palmer steht zur OB-Wiederwahl in Tübingen an. Die Grünen haben ihm die Unterstützung entzogen, jetzt tritt er als Unabhängiger an. Seine Wahlkampfkasse können Unterstützer füllen, und am Wahlabend werden sich die Grünen grün und blau ärgern.

Dem Unbequemen viel Glück wünscht Style PASS.