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Kompetent und humorvoll
Die Trainerin Imke Wübbenhorst ist für ihren Humor bekannt. Im Interview mit Style PASS gibt Wübbenhorst Einblicke in ihren Umgang mit Humor, ob sie schon Sexismus begegnet ist und warum sie mit ihrem Team beim BSC Young Boys in der Axa Women's Super League („YB Frauen“) so erfolgreich ist.
Style PASS: Sie gelten als kompetent und schlagfertig. Mit einem Spruch gingen Sie sozusagen in die Fußballgeschichte ein. Wie wichtig ist Ihnen Humor bei der Arbeit?
Imke Wübbenhorst: Humor ist so mit das Wichtigste. Für mich ist Humor ein wichtiges Leadership-Tool! Mir ist extrem wichtig, dass die Mädels Spaß haben. Spaß trägt dazu bei, leistungsbereiter zu sein.
Style PASS: Die freie Wirtschaft sollte vom Fußball lernen?
Ich finde schon. Den Spaß, den der Fußball bestenfalls transportiert, sollte auch in Büros vorherrschen.
Style PASS: Wie viel Einfluß auf den Faktor Spaß haben Sie als Trainerin?
Bestimmt ist der Spirit nicht nur vom Trainer abhängig, aber als Trainerin hast Du die Möglichkeit, Dein Team so zusammenzustellen, dass es auch menschlich passt. Für was für einen Co-Trainer, für was für einen Athletik-Trainer entscheidet man sich? Es ist wichtig, über sich selbst lachen zu können, dann macht der Rest meist einfach mit.
Style PASS: Worauf achten Sie bei der Zusammenstellung eines Teams?
Natürlich muss erstmal das Leistungsprofil passen, die Altersstruktur muss passen, Positionen müssen passen, Mentalitätstypen müssen passen. Es muss eine Siegermentalität geben, die Leute müssen um jeden Preis gewinnen wollen. Natürlich setze ich auf Typen, die sich innerhalb eines Teams gut verhalten. Wie loyal sind sie auch der Trainerin gegenüber? Wie verhalten sie sich zum Beispiel, wenn sie auch mal nicht spielen können? Spielen sie den Miesepeter oder feuern sie das Team an?
Style PASS: Weitere Erfolgsrezepte?
Mir persönlich ist Authentizität im Umgang mit den Spielerinnen sehr wichtig.
Style PASS: Beim Männerfußball hat Style PASS manchmal das Gefühl, die Herren würden den Sport zu ernst nehmen und der Humor würde zu kurz kommen.
Ja, manchmal kommt das so rüber. Ich habe aber ein Praktikum bei Julian Nagelsmann gemacht und der ist ein sehr humorvoller Typ.
Style PASS: Sie sind nun junge Mutter und waren voller Lobes für Ihren Arbeitgeber und die Schweiz. Was machen für Sie die besonderen Rahmenbedingungen aus?
Also, ich würde sagen, dass ich Trainerinnen-Sein und Mutterschaft verbinden kann, liegt überwiegend an meinem Arbeitgeber und nicht nur an den Rahmungen, die die Schweiz vorgibt. Die 14 Wochen Mutterschutz, die einem in der Schweiz zustehen, wollte ich auch machen. Ich hatte gesagt, dass ich trotzdem, wenn ich auch nicht arbeite, ins Trainingslager in Spanien mitfahren will. Da war mein Kleiner gerade mal sechs Wochen alt. Ich war mit meinem Freund mit in Spanien, es lief alles super. Mir wurde gesagt, dass ich mich nicht unter Druck setzen soll. Der Sportliche Leiter hat dann das Training gemacht. Ich konnte so aber nahe am Team dran sein, das eine oder andere Gespräch führen.
Style PASS: Gehen weibliche Trainerinnen aus Ihrer Sicht anders an den Sport und die Sportler*innen heran oder lässt sich das nicht pauschalisieren?
Ich kann nur für mich sprechen: Für mich ist es kein Unterschied, ob ich Männer oder Frauen trainiere.
Style PASS: Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Fußballer*innen?
Männer fühlen sich bei Kritik schnell angegriffen, gehen schnell in Angriffsmodus. Bei Frauen kann ich meiner Erfahrung nach direkter sein, versuche aber empathisch auf den jeweiligen Charakter einer Spielerin einzugehen. Individuelle Analysen mache ich alleine mit der Spielerin. Meistens wird sich für die konstruktive Kritik bedankt, insofern mache ich das wohl nicht so schlecht.
Style PASS: Frauenfußball, Männerfußball, dabei sind bei Männern und Frauen bei beiden der Ball rund. Könnten gemischte Teams, gerade wenn man auch die ganze Diversity Debatte mitdenkt, eine Vision für die Zukunft sein?
In den höheren Ligen nicht, da es doch körperliche Unterschiede gibt und bei einem hohen Leistungsniveau dann die Verletzungsgefahr steigt, weil es ja in Teilen schon ein Zweikampfsport ist. In den unteren Ligen sollte man es schon machen, finde ich.
Style PASS: Der Fußball ist aber insgesamt noch auf Männer ausgelegt!
Ja, gerade gibt es eine laufende Studie, dass Frauen ja im Schnitt 30 Zentimeter kleiner als Männer sind. Was würde sich also für die Torhüterinnen und das ganze Spiel verändern, wenn das Tor auch 30 Zentimeter kleiner wäre?
Style PASS: Sie sind bekannt geworden, weil sie ein professionelles Männerteam trainiert haben. Als junge Frau in einer Männerdomäne, wie haben Sie das empfunden? War es schwierig, sich durchzusetzen, ernst genommen zu werden? Mussten Sie mit Machoverhalten umgehen?
Ja, ich musste viele Sprüche sexistischer Art und Anfeindungen einstecken. Wer so etwas äußert, zeigt aber einfach, welch Geistes Kind er ist!
In Vereinen konnte ich aber schnell Spieler*innen und Club durch meine fachliche Expertise von mir überzeugen. Ich denke, wenn man als Frau einfach auch menschlich überzeugt, gehen die Mitmenschen entsprechend mit einem um.
Style PASS: Dennoch Situationen, die sie ärgern?
Naja, wenn ich mir von der Tribüne aus als Trainerin zum Beispiel ein Spiel einer anderen Mannschaft ansehe und neben mir ein männlicher Spielerscout sitzt und mir erstmal erklärt, was Fußball überhaupt ist, wundere ich mich schon offen gesagt.
Style PASS: Da haben einige wohl was nicht mitbekommen?
Ich habe mein jetziges Team nach vorne gebracht, wir haben die Qualifikation zum Europapokal erreicht. Nach zweieinhalb Jahren spielen die „YB Frauen“ ganz oben mit. Das sollte dann für sich sprechen.
Style PASS: In Spanien haben Sie auch mal mit Ihrem Freund / Vater Ihres Kindes gekickt?
Nein, der macht beruflich was ganz anderes und kickt nicht. Aber ab und zu kicke ich privat schon mit Männern.
Style PASS: Eine andere Trainer*in, die / der Sie inspiriert?
Offen gesagt habe ich bei vielen Trainern eher gedacht: So eher nicht! Positive Beispiele? Julian (Nagelsmann), bei dem ich Praktikantin war, hat mich durch seine Ernsthaftigkeit, fachliche Kompetenz und Gewissenhaftigkeit, wie er Spiele mit dem Team vor- und nachbereitet inspiriert. Menschlich hat mich insbesondere Tanja Schulze beeindruckt. Alle haben sie gemocht und wie sie mit Menschen umgeht und anderen ein Vorbild ist, und dadurch auch Menschen führt, - das hat mir gut gefallen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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