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Style PASS stellt ein neues Maradona-Buch vor

Der Kicker mit dem Heiligenschein

Wer ist der beste aller Zeiten? Natürlich der Pele, sagen viele; nein, ganz gewiss der Ronaldo, meinen andere; oder doch Ibrahimovic, dieser unberechenbare, exzentrische Stürmerstar?

Weder noch, möglicherweise aber Diego Maradona, der zumindest als der schillerndste Fußballstar seines Jahrhunderts gelten darf. In seinem Heimatland Argentinien genießt er Kultstatus, ja, sogar eine regelrechte Religion hat sich um ihn gebildet.

Warum nicht?

Buddha und Jesus und Mohammed waren auch Menschen, warum sollte also Maradona nicht auch den Status der Göttlichkeit erringen?

Dem Phänomen Maradona geht die Biografie „Fußball ist mein Glück“ von Guillem Balagué auf den Grund, die soeben bei Edel Sportbüchern auf Deutsch erschienen ist, rechtzeitig zum ersten Todestag des Wunderkickers (25. November). Der Autor hat intensiv recherchiert, hat Weggefährten befragt und Archive durchstöbert. Heraus kam eine sehr lebendige, den Spieler und Mensch Diego Maradona in seinen vielen Facetten ausleuchtender Band. Durch viele Anekdoten wird die komplexe Persönlichkeit von verschiedenen Seiten aus betrachtet, so dass sich diese außergewöhnliche Figur des Weltsports erschließt. Seine Motivation, sein Antrieb, seine Gefährdungen, seine Leichtlebigkeit und sein Ernst, mit dem er seinen Sport betrieb.

Castro wollte reden

Eine Geschichte erscheint besonders skurril. Nachdem Neapel 1987 zum ersten Mal seit 60 Jahren die italienische Meisterschaft gewonnen hatte und gleich noch den Pokal dazu, herrschte hysterischer Ausnahmezustand, zumal Maradona 1986 die Weltmeister-Gloriole um sein Lockenhaupt erstrahlen ließ. Davon wollte der „Maximo Lider“, Kubas Commandante Fidel Castro profitieren, vielleicht hoffte er endlich die Revolution nach Südamerika exportieren. Jedenfalls lud er Maradona plus Clan nach Kuba ein. Nach einigem Hin und Her erhielt Maradona eine fünfstündige Audienz. Der Commandante wollte vor allem wissen, ob es beim Elfmeterschießen ein Geheimnis gäbe. „Bevor ich schieße, schaue ich den Torwart an“, verriet Maradona. Zum Abschied gab es eine Führer-Kappe und Castro versicherte sich noch einmal: „Bevor ich den Elfmeter schieße, muss ich also den Torwart ansehen, richtig?“

Sympathischer Größenwahn

Auch als sein Körper durch viele Exzesse schließlich nicht mehr mit der Genialität seines Ballgefühls und fußballerischen Spirits mithalten mochte, wenn Maradona kickte, ging immer etwas Besonderes von ihm aus. Denn Spielintelligenz und Spieltrieb eines gelernten Straßenfußballers blieben ihm immer, solange er aktiv war. Zu seiner Persönlichkeit gehörte sicherlich auch eine naive Selbstüberschätzung, die ihn aber sympathisch machte. Welchem anderen Fußballer hätte man ein entscheidendes Handtor verziehen, wie er es 1986 im Viertelfinale gegen England erzielte? „Die Hand Gottes“, meinte er dazu treuherzig und hat das Geschenk des Herrn gerne für sich und seine Mannschaft angenommen.

In Erinnerung bleibt sicherlich auch das Bild eines von Drogen und exzessivem Leben aufgeschwemmten Körpers, dessen Inhaber immer noch das Rampenlicht suchte. Als Nationaltrainer hat er nicht mehr viel gerissen, dieses Schicksal teilt er mit vielen Ex-Fußballern, die meinen, sie könnten ihre Hochbegabung nahtlos auf die nächste Stufe heben. Doch das schmälert nicht sein wundersames Spiel, mit dem er die Massen begeisterte und das ihm über die Stationen Boca Juniors und Barcelona schließlich in Neapel zwei Meisterschaften gewinnen ließ. Heiligenschein inbegriffen.

Style PASS meint: Lesenswert.

 

Guillem Balagué: Maradona – Fußball ist mein Glück. Biografie Edel Verlag, 442 Seiten mit Bildern und Register, 24.95 Euro.

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