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Der Fußballer des Jahrhunderts
Pelé ist tot, und die Fußballwelt trauert. Im Unterschied zum ebenfalls dieser Tage gestorbenem Papst emeritus, der bekanntlich „nur“ Stellvertreter Gottes auf Erden war, maßen ihm seine brasilianischen Verehrer*innen Göttlichkeit zu. Seine Aufbahrung im Heimat-Stadion glich einer Offenbarung, denn für kurze Zeit war ein zutiefst zerrissenes Land geeint.
Edson Arantes do Nascimento, genannt Pelé, war Straßenfußballer ohne Schuhe, verdingte sich im Kindesalter als Bote und Schuhputzer, erregte Aufmerksamkeit und hatte mit 16 sein erstes Spiel im Nationaltrikot. Der Segen kam von oben, sprich es regnete goldene Taler, die ebenso schnell in anderen Taschen landeten, denn sein Management veruntreute den Zaster. Rettung kam aus Amerika für den hoch verschuldeten, dreimaligen Weltmeister, als er in New York beim Klub Cosmos anheuerte, in dem auch andere Altstars wie Beckenbauer oder Best anheuerten, um Fußball, genannt „Soccer“, als Marke zu etablieren. Später, nach Karriere-Ende, verdiente sich Pelé als Agenturinhaber und Werbeträger von Format (unter anderem Viagra) ein Vermögen.
Was bleibt vom Wunderkicker?
Die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Alleskönner am Ball, der Intuition, Technik, Instinkt, Strategie und Taktik wie kein anderer in sich vereinte. Die Bilanz des Privatmanns Pelé fällt zwiespältiger aus. Seine Rolle als Sportminister war seinem Ruhm geschuldet, zu Zeiten der Diktatur positionierte er sich im moralischen Niemandsland, wo er seine Popularität zu Gunsten gerechterer Zustände hätte einsetzen können. Auch gegenüber Partnerinnen verhielt er sich nicht immer ritterlich, wenn der Vielgeliebte außereheliche Leibesfrucht verleugnete.
Dem Glorienschein taten solche Petitessen keinen Abbruch, denn Brasilien hält sich an Helden, um das alltägliche Elend zu vergessen, meint Style PASS in melancholischem Rückblick auf Edson Arantes do Nascimento, genannt Pelé.