People, Leute & VIPs

Chefin auf der Insel der Glückseligen

Gerade ist wieder der Vorschlag in die politische Arena geworfen worden, große Unternehmen zu einer Quote zu verpflichten: Mehr Frauen in die Vorstände. Momentan hat es gerade einmal eine Frau zum CEO geschafft, Belén Garijo, der Pharma- und Chemiekonzern Merck darf sich mit der Vorreiterrolle schmücken.

In der Politik hat man(n) sich hingegen daran gewöhnt, dass Frauen das Zepter schwingen. Angefangen von der Vorzeige-Dauer-Kanzlerin Merkel, über Skandinavien, wo junge Ladys von sich Rede machen, bis zum konservativen England, wo gleich zwei Frauen den Ton angaben. Zuerst die „eiserne“ Maggie Thatcher, die Europa mit ihrer Forderung „Geld zurück“ erpresste, dann die unglückliche Theresa May, die wider besseres Wissen den Brexit vorantrieb; sie scheiterte politisch, auch an missgünstigen Heckenschützen in ihrer Partei, bleibt aber wegen ihrer ausgesucht eleganten und geschmackvollen Kleidung in Erinnerung.

Eine aber macht besonders auf sich aufmerksam, sie heißt Jacinda Ardern und steht seit 2017 an der Regierungsspitze von Neuseeland. Das Erfolgsprofil der 40-Jährigen ist beeindruckend, sie scheint völlig vorurteilsfrei, ist ausweislich ihrer Gesetzesvorhaben sehr sozial orientiert und verfügt über Charisma. Das und ihre Erfolgsbilanz halfen ihr im letzten Herbst zu einem Erdrutschsieg. Ihre Labour Party errang 64 von 120 Sitzen, erstmals in der Geschichte Neuseelands gibt es eine absolute Mehrheit. Den Grünen bleibt sie per Kooperationsabkommen gleichwohl verbunden, denn  Klimaziele und Umweltprogramme sind kompatibel.

Auf der Habenseite ist der Umgang mit der Pandemie. Mit einem knallharten Lockdown wurde Neuseeland virenfrei, ehe zwei Besucher aus dem „Mutterland“ England wieder das Virus ins Land brachten. Während des fünfwöchigen Lockdowns schwor Jacinda Ardern mit abendlichen Fernsehansprachen aufs Durchhalten ein. Aber mit insgesamt „nur“ 25 Toten und weniger als 2000 Infizierten steht der Staat mit fünf Millionen Einwohnern glänzend da. Sehr anerkannt wurde und wird auch ihr Umgang mit dem schrecklichen Terror-Überfall auf zwei Moscheen in Christchurch mit 51 Toten und vielen Verletzten. Innerhalb weniger Tage setzte sie ein verschärftes Waffenrecht um, den Opfern und Verletzten zeigte sie Solidarität und hatte kein Problem damit, bei Krankenhausbesuchen ein Kopftuch aufzusetzen.

Jacinda Ardern Superfrau? Sie ist Mutter eines Sohnes, hat einen Partner, ist bekennende Feministin und hat ein klares politisches Profil. Auf ihr Konto geht das weltweit erste „Wellbeeing Budget“ mit den Schwerpunkten: Übergang zu einer nachhaltigen und emissionsfreien Wirtschaft; florierende Nation im digitalen Zeitalter; besonderes Augenmerk und Förderung der indigenen Bevölkerung; Verringerung der Kinderarmut; Unterstützung der psychischen Gesundheit der Bürger.

Kurzum: Dass Neuseeland ein bemerkenswert gut geführtes, attraktives  Land ist, hat sich herumgesprochen. Für ungefähr jede zweite Abiturientin in unseren Breiten ein Sehnsuchtsland, das nicht nur zum Schafehüten einlädt. Auch der Frauenfußball ist im Aufwind. Die WM 2023 wird Neuseeland gemeinsam mit Australien austragen. Und zumindest eine Kickerin ist auch in Deutschland bekannt geworden: Amber Hearn, mit 54 Toren in 125 Länderspielen Rekordtorschützin ihres Landes, spielte von 2011 bis 2018 in Jena und Köln, mit großem Torhunger.

 

Der Journalist Eckhard Britsch ist begeistert von der Neuseeland-Chefin

Exzentrisch, schön, erfolgreich

Ihr Leben ist eine Achterbahn. Schwindelerregende Höhen, steile Abstürze; heftige Zentrifugalkräfte zerrten an ihr, doch manchmal kommt das Schwungrand zum Stillstand und das Leben gerät in stillere Fahrwasser. Hope Solo, soeben feierte sie ihren 39. Geburtstag, wurde im März Mutter von Zwillingen. Toll, schön, Glück, zumal sie zuvor schon eine Zwillingsfehlgeburt erlitten hatte. Ein amerikanischer Traum wird wahr, oder zumindest in ihre Person hineinprojiziert.

Der Journalist Eckhard Britsch ist fasziniert von Hope Solo

Weiterlesen