Life & Body

Voll im Takt
Ein Organ, das den Takt vor gibt: das Herz. Es lohnt sich, dem starken Muskel gerade wenn man Ausdauersport betreibt eine höhere Bedeutung beizumessen. Thomas Gronwald und Alexander Törpel haben ein Buch darüber geschrieben: „Voll im Takt“ heißt es und widmet sich der Herzfrequenz und Co..
Style PASS sprach mit den beiden Autoren.
Style PASS: Was macht ein gutes Ausdauertraining aus?
Thomas Gronwald und Alexander Törpel: Das Wichtigste ist die Regelmäßigkeit. Das gilt nicht nur für das Ausdauertraining, sondern für jede Art von Training, wie beispielsweise auch dem Krafttraining.
Für das Ausdauertraining können zur optimalen Steuerung beanspruchungsorientierte Parameter wie die Herzfrequenz eingesetzt werden, um das Training gemäß der Reaktion des Organismus zu gestalten. Beanspruchungsorientiertes Training hat dabei den besonderen Vorteil die Umstellungsreaktionen des eigenen Körpers in Bezug zur Trainingsbelastung zu kennen um zielführende Reize zu setzen. Das ist primär wichtig für die eigene Intensitäts- und Umfangssteuerung im Ausdauertraining, um Überlastungen zu vermeiden, was gleichermaßen für das gesundheitsorientierte sowie das leistungsorientierte Training bedeutsam ist.
Style PASS: Herr Gronwald, Herr Törpel, wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit und der Idee, ein Buch über „Ausdauertraining im Rhythmus des Herzschlags“ zu schreiben?
Wir haben uns auf einer unserer beruflichen Stationen an der Universität in Magdeburg kennengelernt und die Wellenlänge hinsichtlich sportwissenschaftlicher Themen hat sofort gepasst. Auch wenn sich unsere beruflichen Wege nach einiger Zeit wieder getrennt haben, ist das Interesse an gemeinsamen Themenfeldern wie dem Ausdauertraining geblieben, wodurch auch der wissenschaftliche und praktische Austausch fortlaufenden Bestand hat. Durch unseren qualitätsorientierten Ansatz war es nur eine Frage der Zeit, dass wir etwas für den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Sportpraxis zusammen gestalten.
Style PASS: Warum nun speziell zum Thema Herzfrequenz beziehungsweise Herzratenvariabilität?
Nun, sobald man mit dem Thema Sport, Training und körperliche Leistungsfähigkeit in Berührung kommt, ist die Reaktion und Anpassung des Herzens von zentralem Stellenwert, um körperliche Leistungsfähigkeit zu erklären, zu entwickeln und zu steuern – insbesondere im Ausdauersport. Weiterhin ist die kontinuierlich gestiegene einfache Zugänglichkeit zu den Parametern des Herzens (Herzfrequenz und Herzratenvariabilität) aufgrund von Wearables, ebenfalls ein Grund dafür, dass die Akzeptanz und der Einsatz im Feld der Sportpraxis so hoch und vielversprechend sind.
Style PASS: Was erwartet die Leser*innen? Warum sollte man Ihr Buch lesen?
Das Buch verschafft über unterschiedliche Themenfelder die mit der Herzfrequenz und Herzratenvariabilität im Ausdauersport in Verbindung stehen sowie das Ausdauertraining selbst einen wissenschaftlich fundierten und aktuellen Überblick, der auf die praktische Anwendung im Trainingsprozess ausgerichtet ist. Aus der Essenz von über 500 wissenschaftlichen Quellen wird damit ein kompakterer Überblick geboten, der darauf ausgerichtet ist, dass dem Leser im Trainingsprozess durch die Anwendung des gewonnenen Wissens aus diesem Buch ein direkter Nutzen gestiftet wird.
Das Buch soll dabei unterstützen, den eigenen individuellen Weg des Ausdauertrainings zu finden.
Style PASS: Was halten Sie von smarten Tools, die Sie schon angesprochen haben, wie Fitness Wearables, mit denen Menschen ihre Schritte pro Tag messen oder Herzschlag messen können?
Smarte Tools können sehr hilfreich sein, wenn diese ihre Marketingversprechen auch halten. Das bezieht sich insbesondere auf die Genauigkeit und Präzision von Messungen. Der alleinige Fokus auf Parametern von Wearables birgt jedoch auch Limitationen. Grundlegend gilt, dass die Qualität der Aussage eines Parameters sowie mein Verständnis über diesen Parameter entscheidender ist, als die Quantität von Parametern – weniger ist hier oft mehr. Die Qualität der Aussage hängt dann wiederum vom Kontext ab, weshalb an dieser Stelle keine allgemeingültige Aussage zur Eignung getroffen werden kann. In unserem Buch beleuchten wir deshalb den Einsatz von Wearable-Parametern wie der Herzfrequenz oder der Herzratenvariabilität aus unterschiedlichen Betrachtungswinkeln, damit für jeden eine umfassende Antwort geliefert werden kann.
Style PASS: Was sollte jeder Mensch in jedem Fall vermeiden und tun, um seine Herzgesundheit zu stärken beziehungsweise nicht zu schädigen?
Grundlegend ist jede Form von Bewegung zunächst erstmal positiv für die Gesundheit und auch für die Herzgesundheit, wenn – und dies ist entscheidend – diese unter der Berücksichtigung des aktuellen Leistungslevels erfolgt und Vorerkrankungen oder Dysfunktionen des Herzens ausgeschlossen werden können. Um es an einem Negativ-Beispiel zu verdeutlichen, ist es weniger ratsam ohne vorheriges Training einen Marathon zu Laufen, da der Organismus darauf nicht vorbereitet ist. Dies wäre gesundheitlich wenig zuträglich. Es kann sich also einem breiten Spektrum von Bewegungs- und Trainingsformen bedient werden, um das Herz zu stärken und die Gesundheit zu erhalten bzw. zu steigern.
Extreme sollten vermieden werden, dann ist man bereits auf einem guten Weg.
Style PASS: Wie kann man Training individualisieren?
Zur Individualisierung im Sport gehört die Berücksichtigung des Individuums und somit der trainierenden Person. Hierbei ist u.a. wichtig den aktuellen Leistungsstand zu kennen oder realistisch einschätzen zu können, auf dieser Grundlage das Training unter der Berücksichtigung von Erkenntnissen sowie Trainingsprinzipien in Ausrichtung auf ein Ziel zu planen und letztlich im praktischen Trainingsprozess selbst gemäß den Vorgaben eine (individuell) passende Art der Steuerung des Trainings anzuwenden. Zu all diesen einzelnen Bestandteilen ist entsprechendes Wissen grundlegende Voraussetzung. Wobei man sagen muss, dass insbesondere zu Beginn eines Trainingsprozesses die Individualisierung nicht so deutlich zu erfolgen hat, als im weiteren Trainingsverlauf.
Style PASS: Letzte Frage: Schauen Sie Frauenfußball?
Ja, klar.