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Subtile Formen von Abwertung

Über „Mobbing“ wird seit Jahren vermehrt gesprochen und berichtet – stattfinden tut es dennoch in etlichen Firmen. Was können Mobbing-Opfer tun? Wie läuft Mobbing ab? Style PASS sprach mit Prof. Petra Beschoner, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, die als ärztliche Leiterin an der Akutklinik Bad Saulgau auch mit anderen Gemeinheiten wie „Bossing“ und „Straining“ zu tun hat.

Style PASS: Mobbing, Bossing oder Straining. Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen? Können Sie diese Begriffe aus ärztlicher Perspektive erläutern?

Prof. Dr. med. Petra Beschoner: Mobbing ist ein ernst zu nehmendes Problem, bei dem es einen Täter, ein Opfer sowie Mitläufer und Zuschauer gibt, die entweder wegsehen oder einschreiten.

Wenn Mobbing von einer Führungskraft ausgeht, sprechen Experten von ‚Bossing‘. In diesem Fall erschwert die hierarchische Überlegenheit der Vorgesetzten den Betroffenen sich zu wehren. Eine weitere Strategie, um ungeliebte Mitarbeiter zur Kündigung zu drängen, wird als ‚Straining‘ bezeichnet. Dabei werden den Betroffenen nach und nach Arbeitsaufgaben und Verantwortung entzogen. Im Gegensatz zu den klassischen Mobbingformen, die meist durch direkte und persönliche Angriffe gekennzeichnet sind, verläuft die aufgezwungene Langeweile meist schleichend und subtiler.

Style PASS: Eine typische „Bossing Situation“, wie darf man sich diese vorstellen?

Ein Anzeichen für Bossing ist ein feindseliges Führungsverhalten. Dabei wird eine Person gezielt sowohl verbal als auch nonverbal angegriffen – typischerweise in Form von persönlichen Beleidigungen, öffentlichen Demütigungen, ständiger Kritik trotz guter Arbeitsleistung oder sogar der Androhung einer Kündigung. Teilweise erhalten Betroffene aber auch Aufgaben, die sich nicht bewältigen lassen oder sinnfrei sind.

Style PASS: Worauf sollten Menschen Ihrer Meinung nach achten, wenn sie einen neuen Job antreten?

Bossing ist vor allem in Unternehmen mit intensivem Wettbewerb, hohem Leistungsdruck und strengen Hierarchien weit verbreitet. Besonders leistungsstarke Mitarbeitende werden dabei vermehrt zu Opfern von Bossing, da ihre Erfolge als Gefahr für die Position des Vorgesetzten empfunden werden. In Bewerbungsgesprächen lohnt es sich daher, immer auch das Arbeitsklima anzusprechen.

Style PASS: Zu Ihnen kommen unter anderem Menschen, die Mobbing oder Bossing in Jobs ausgesetzt waren, was sind die Folgen von Mobbing oder Bossing?

Untersuchungen zeigen, dass Personen, die Mobbing oder Bossing ausgesetzt waren, häufig unter erheblichen psychosomatischen Beschwerden leiden. Dazu gehören Schlafstörungen, Erschöpfung, Magen-Darm-Probleme, Rückenschmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Angstzustände verstärken zusätzlich das Leiden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Betroffene in der Folge Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeiten entwickeln und langfristig unter Burn-out und Suizidgedanken leiden.

Style PASS: Fehlt es oft an klaren Verhaltensregeln in Jobs und einer Unternehmenskultur?

Häufig mangelt es an einem Bewusstsein dafür, dass Mobbing in vielen verschiedenen Formen auftreten kann – auch am Arbeitsplatz. Klare Verhaltensregeln und eine offene Kommunikationskultur können dazu beitragen, Machtmissbrauch und Diskriminierung zu verhindern. Es ist jedoch entscheidend, dass die festgelegten Richtlinien nicht nur vorhanden sind, sondern auch aktiv von Führungskräften und Mitarbeitenden gelebt werden.“

Style PASS: Was raten Sie Betroffenen, die von Bossing, Mobbing oder Straining betroffen sind?

Um aus der belastenden Situation herauszukommen, ist Mut erforderlich. Wenn Gespräche mit den mobbenden Kollegen oder Vorgesetzten keine Verbesserung bringen, sollten Betroffene zunächst den Personal- oder Betriebsrat kontaktieren. Falls es eine solche Anlaufstelle nicht gibt, könnte eine interne Versetzung oder als letzter Schritt eine Kündigung in Betracht gezogen werden. Neben der Rechtsberatung ist es wichtig, auch eine Therapie zu erwägen, da psychische Gewalt oft langfristige Auswirkungen auf das emotionale und körperliche Wohlbefinden hat. Unterstützung finden Betroffene bei der Familie, Beratungsstellen oder Telefonhotlines. Auch spezielle Kurse zur Stärkung des Selbstwertgefühls können hilfreich sein.

Voll im Takt

Ein Organ, das den Takt vor gibt: das Herz. Es lohnt sich, dem starken Muskel gerade wenn man Ausdauersport betreibt eine höhere Bedeutung beizumessen. Thomas Gronwald und Alexander Törpel haben ein Buch darüber geschrieben: „Voll im Takt“ heißt es und widmet sich der Herzfrequenz und Co..

Style PASS sprach mit den beiden Autoren.

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