Life & Body

Schönheit in Zeiten von "Insta" und Filtern
Die Kardashian-Family macht es seit Jahren vor, wie Schönheit in Zeiten von Social Media aussehen kann: Die Lippen sind prall und konkurrieren mit großen Brüsten und Popos um die Likes der Follower. Für viele junge Mädchen haben diese Vorbilder zur Folge, dass sie sich selbst stark unter Druck setzen - und sogar hier und da die Hilfe von Plastischer Chirurgie suchen.
Style PASS sprach aktuell mit VDÄPC-Präsident Dr. Steffen Handstein, Vizepräsident Prof. Detlev Hebebrand und Dr. Harald Kaisers, Präsident der DGÄPC (Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen & Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen), die neben ihrer Arbeit als Plastischer Chirurg in Berufsverbänden über die verantwortungsvolle Ausübung ihres Berufs diskutieren, über perfekte Gesichter im Internet, Aufklärung und das Verhältnis zwischen Schönheit und Selbstbewusstsein.
Style PASS: Was sind momentan die größten Herausforderungen für Ärztinnen und Ärzte in der Plastischen Chirurgie, die durch Social Media hervorgerufen werden?
Dr. Steffen Handstein: Wir bieten den Patientinnen/den Patienten vor jeder Behandlung stets eine umfassende fachliche Beratung. Hierzu gehört sowohl die Aufklärung zu den Risiken eines jeweiligen Eingriffs, aber auch die Einschätzung hinsichtlich der realisierbaren Möglichkeiten. Eine besondere Herausforderung stellen dabei neue Formen der Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung dar, hervorgerufen beispielsweise durch bearbeitete Selfies bei Instagram, was sich wiederum in teilweise weniger realistischen Behandlungswünschen der Patientinnen und Patienten niederschlägt.
Style PASS: Wo würde sich die VDÄPC ggf. mehr gesetzliche Reglementierung wünschen? Ggf. insbesondere gerade in Bezug auf junge Patientinnen und Patienten?
Die VDÄPC setzt sich insbesondere auch für eine Rezeptpflicht für Fillern ein - so dass diese als verschreibungspflichtiges Medikament ausschließlich von Ärzten eingesetzt werden dürfen - um somit eine höhere Patientensicherheit zu erreichen.
Style PASS: Sie weisen darauf hin, dass Filler, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft als "Schönheits-OP light" wahrgenommen werden, nicht risikofrei sind. Bei fahrlässiger Anwendung etwa im Augenbereich kann es sogar zur Erblindung kommen. Worauf sollten Menschen achten, bevor sie sich mit "Fillern" verschönern lassen wollen?
Jeder ästhetische Eingriff, so auch die Behandlung mit Fillern, ist ein medizinischer Eingriff und sollte als solcher betrachtet werden. Vorab sollte eine individuelle fachliche Beratung bei einem Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie erfolgen. Die Behandlung selbst sollte ebenfalls nur von einem erfahrenen Facharzt durchgeführt werden, um Komplikationen aufgrund von nichtsachgemäßer Anwendung von Fillern zu vermeiden.
Style PASS: Was sind momentan die "Schönheits-Trends" bei Frauen und jungen Mädchen?
Prof. Detlev Hebebrand: Das kann man so pauschal nicht beantworten. Jede Patientin kommt mit ihren ganz eigenen Wünschen und Vorstellungen. Wenn man sich jedoch die Zahlen anschaut, kann man eine Entwicklung hin zu bestimmten Gesichtsbehandlungen erkennen. Beispielsweise werden die minimalinvasiven Behandlungen mit Botulinumtoxin oder Hyaluron zur Faltenminimierung seit Jahren sehr stark nachgefragt, Tendenz steigend.
Style PASS: Nach wie vor kommen eher Frauen als Männer zu Ihnen, um sich im Gesicht verschönern zu lassen. Stehen Frauen nach wie vor unter einem größeren sozialen Druck als Männer, "schön sein zu müssen"? Wie beraten Sie Patientinnen in Bezug auf "Individualität" vs. "Konformität"?
Für uns als Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie stehen die Sicherheit und das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten an der ersten Stelle. Wir bieten eine fachliche Beratung auf höchstem Niveau, welche die Aufklärung über die Risiken der Behandlungen beinhaltet und auch die Einschätzung der realisierbaren Möglichkeiten bei jeder Patientin in Bezug auf den Behandlungswunsch. Darüber hinaus kann ein erfahrener Facharzt einschätzen, ob die gewünschte Behandlung in einem gesteigerten Wohlbefinden resultiert und wird die Patientin dahingehend beraten.
Style PASS: Was kann Plastische Chirurgie in Bezug auf das individuelle Selbstbewusstsein von Menschen leisten?
Dr. Harald Kaisers: Ein ästhetischer Eingriff kann bei den Patientinnen und Patienten in gewisser Hinsicht zu einer Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens und zu einem verbesserten Selbstwertgefühl beitragen.
Style PASS: Wie sehen Sie Social Media in Bezug auf das subjektive Schönheitsbild von Menschen? Es ist ja kein Geheimnis, dass gerade Frauen auf Instagram und Co. mit Filtern etc. nachhelfen, um einen möglichst "optimalen" Eindruck zu erzeugen!
In gewisser Weise beeinflussen die Sozialen Medien heutzutage die Wahrnehmung von sich selbst und somit auch den Trend zur Selbstoptimierung. Viele Menschen beschäftigen sich vermehrt mit ihrer äußeren Erscheinung und haben den Wunsch, etwas an sich zu verändern.
Style PASS: Gibt es Trends, etwa aus Amerika oder Asien, die Patientinnen und Patienten, die eine Schönheits-OP vornehmen lassen wollen, momentan widerspiegeln?
Grundsätzlich ist mit einer boomenden Entwicklung von minimal invasiven Medizingeräten zu rechnen: Alles was Hautverbesserung, Hautverjüngung, Celluliteverbesserung etc. verspricht, wird meines Erachtens in den nächsten Jahren im Fokus stehen.
Style PASS: Wie sieht eine gute, kritische Patientenberatung/Aufklärung aus Ihrer Sicht aus?
Eine verantwortungsvolle Beratung in der ästhetischen Chirurgie stellt eine Balance her zwischen dem Behandlungswunsch, der intrinsischen Motivation der Patientin und den Möglichkeiten bzw. den Risiken einer Behandlung. Es sollte immer auch ein entsprechender Befund vorliegen, der zum Behandlungswunsch passt. Ein erfahrener Ästhetisch-Plastischer-Chirurg ist in der Lage abzuschätzen, ob die Behandlung zu einer Verbesserung der Selbstwahrnehmung führt.