Life & Body

Style PASS-Faktencheck zum neuen Trend

Mit einer Haarwäsche die Welt retten

Manchmal kommen sie einfach über uns, diese Trends: Wir erinnern uns, als auf einmal alle von den weltverbessernden Qualitäten der Elektroautos sprachen – von Kinderarbeit bei der Gewinnung des für die Batterien notwendigen Lithiums in Afrika und der Entsorgungsproblematik der Akkus mal abgesehen. Oder als vor ein paar Jahren auch Protestanten in bunten „Papst-Pantoletten“ herumliefen, orakelte mancher, dass auch bald Zitate aus dem Alten Testament bei Tattoo-Studios nachgefragt werden.

Aktuell beobachtet Style PASS den Trend zu „festen Shampoos“. Die quadratischen oder runden Stücke, meist in Pappe verpackt oder in Papier gewickelt, sehen aus wie herkömmliche Seifen, sind mit „Haarseifen“ nicht zu verwechseln: Inhaltsstoffe und chemische Formel sind unterschiedlich. Style PASS hat sich umgehört und nachgefragt: Hält der Hype um feste Shampoos wirklich das, was er verspricht?

Der bekannte Beauty-Influencer „Curlandro“, der seine lockige Haarpracht zum Marketing-Tool ausgebaut hat und auf seine Instagram-Seite mit Aloe-Vera-Kuren und coolen Flecht-Styles aufmerksam macht, kommt ins Schwärmen, wenn Style PASS ihn auf den neuen Trend anspricht. Zunächst sei er skeptisch gewesen, ob er seine Lockenpracht mit dem neuen Produkt auch richtig sauber bekommen würde, doch dann der Wow-Effekt: „Das Endergebnis war überraschend gut und qualitativ einem Flüssigshampoo gleichwertig! Was ich am meisten an festen Shampoos liebe: Sie nehmen beim Reisen nicht viel Platz im Handgepäck ein – und bei Flugreisen fallen sie nicht unter die Flüssigkeitsbegrenzung!“

Stiftung Warentest hat den Trend einmal kompetent aufgeschäumt

Zunächst macht Stiftung Warentest gegenüber Style PASS, denn wir hatten den Unterschied beim Drogeriemarkt-Spotting selbst nicht auf den ersten Blick gecheckt, auf den Unterschied zwischen „festen Shampoos“ und „Haarseifen“ aufmerksam: Zweitere seien mit Lauge „verseifte“ Öle oder Fette, das andere seien quasi flüssige Shampoos nur im handlichen Seife-Format, diesen seien einfach das Wasser entzogen worden. Beim Aufschäumen mit Wasser entfalteten sie aber ähnliche Qualitäten wie ihre flüssigen Vorbilder – doch klarer Vorteil für die Trockenprodukte: Sie kommen gänzlich ohne Konservierungsstoffe aus und belasten das Abwasser so deutlich weniger.

Stiftung Warentest stellt fest: „Inklusive Haarwäsche belasten feste und flüssige Shampoos die Umwelt nahezu gleich. Doch Herstellung, Verpackung und Transport und Entsorgung schlagen bei flüssigen Shampoos stärker ins Kontor als bei festen.“

Mit der richtigen Wäsche zum Weltverbesserer

Wer sich für ein festes Shampoo aus Nachhaltigkeitsgründen entscheidet, sollte beim Kauf nicht stoppen, hat Style PASS von Stiftung Warentest gelernt. Denn die Produkte ließ die Stiftung von Friseur*innen fachgerecht testen. Wer vom Profi lernen will, der sollte beim Shampoonieren den Wasserhahn konsequent abstellen – denn Friseur*innen verbrauchten im Test lediglich 5 Liter Wasser, die Testpersonen aber dreimal so viel, nämlich satte 15 Liter. Auch verwendeten die Experten für die Haarwäsche deutlich weniger der Produkte als die Normalos. Auch hier gilt: Weniger ist mehr, denn fleißiges Aufschäumen bringt im Endergebnis keine glänzenderen oder voluminöseren Haare.

Thomas Koppmann von Stiftung Warentest erklärt gegenüber Style PASS, worauf Kundinnen und Kunden beim Kauf von festen Shampoos achten sollten: „Shampoos sollten keine kritischen Inhaltsstoffe wie den Duftstoff Butylphenyl/Methypropional, auch Lilial genannt, oder das Silikon Cyclopentasiloxan, kurz D5, enthalten, wer feines Haar hat, sollte generell auf silikonhaltige Haarpflegeprodukte verzichten. Man erkennt Silikone in der Liste der Inhaltsstoffe an der Endung „-icone“ oder „-iloxane“.“ Beim Test kam heraus, dass ein Produkt der Marke „Lush“ Lilial enthielt – dieser Inhaltsstoff steht unter Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen.

Bei Rossmann erklärt man auf Nachfrage von Style PASS, dass aktuell 42 (!) feste Shampoos im Sortiment der erfolgreichen Drogeriemarkt-Kette zu finden seien: „Der Anteil am Gesamtsortiment ist insgesamt noch vergleichsweise gering. Jedoch erfreuen sich feste Shampoos einer zunehmenden Beliebtheit, sodass wir künftig von einer steigenden Nachfrage ausgehen können!“

Zum richtigen Weltrettungsprogramm hat die Marke Yves Rocher den Trend rund um die festen Shampoos ausgebaut. Dort verweist das Marketing unter anderem auf den Benefit beim Thema Verpackung der hauseigenen „Green Heroes“-Linie: „Die Verpackung der festen Shampoos besteht zu 60 Prozent aus recyceltem Karton und ist zu 100 Prozent recycelbar.“ Und Yves Rocher rechnet aus: „Das heißt eine Einsparung von 30 Tonnen Plastik pro Jahr!“

Wer nun denkt, er oder sie hätte mit dem Kauf eines festen Shampoos schon genug Gutes für die Welt getan, der wird von der Yves Rocher-Aktion „Plant for Life“ nun sicherlich vollends aus den Papst-Pantoletten gehauen: „Pro gekauftes festes Shampoos lässt Yves Rocher einen Baum pflanzen … Über 100 Million Bäume wurden bereits gepflanzt!!!!! Das ist so unglaublich toll. Die Bäume werden vor allem in jenen Ländern gepflanzt, in denen eine Wiederaufforstung für das Weltklima am Sinnvollsten ist. Zum Beispiel in Äthiopien!“ Hier seien laut Yves Rocher bereits sage und schreibe 40 Millionen Bäume (!) gepflanzt worden.

Style PASS ist über das Rechercheergebnis selbst perplex und empfiehlt feste Shampoos als Trend ohne unerwünschte Nebenwirkungen.

Der Haar-Influencer "Curlandro" in einem seiner Youtube-Videos

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