Life & Body

Der Hype wird abflachen

Wundermittel oder gefährlicher Lifestyle-Trend? Die Wahrheit zu den sogenannten "Abnehmspritzen" liegt wohl irgendwo dazwischen. Sharon Osbourne oder Oliver Pocher haben damit gut abgespeckt - Style PASS sprach mit Professor Dr. Baptist Gallwitz von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) über den aktuellen Trend.

Style PASS: Die sogenannten "Abnehmspritzen" sind seit einiger Zeit medial präsent. Können Sie grob erklären, wie Ozempic und Co. wirken und warum Menschen damit abnehmen?

Die sogenannten „Abnehmspritzen“ enthalten den Wirkstoff Semaglutid, der ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurde. Das Mittel regt die Insulinausschüttung an, verlangsamt die Magenentleerung und stimuliert unabhängig davon direkt das Sättigungsgefühl im Gehirn. Mittlerweile ist auch Tirzepatid zur Behandlung des Typ-2-Diabetes und der Adipositas zugelassen. Das führt dazu, dass Menschen schneller satt sind, weniger essen und so abnehmen.

Style PASS: Auch in Deutschland hat zum Beispiel Oliver Pocher darüber gesprochen, dass er hiermit enorm abgenommen hat. Ohne Sport, Disziplin und gesunde Ernährung zum Traumbody – ist das nicht eine gefährliche Message, gerade für Jugendliche?

Ja, diese Botschaft ist durchaus gefährlich. Abnehmspritzen sind keine Lifestyle-Produkte. Sie sind für Menschen mit schwerem Übergewicht und entsprechenden Folgeerkrankungen als ein Baustein einer umfassenden Behandlung gedacht. Sie sind kein Ersatz für eine gesunde Ernährungsweise und ausreichende Bewegung – das sind nach wie vor unverzichtbare, wesentliche Grundpfeiler.

Style PASS: Wer abnehmen will, sollte …?

… immer eine nachhaltige und gesunde Lösung anstreben. Das heißt: eine ausgewogene Ernährungsweise, mehr Bewegung und bei schwerem Übergewicht eine ärztliche Beratung, um zu entscheiden, welche Unterstützung – auch medikamentös – sinnvoll ist.

Style PASS: In den USA gibt es nun eine Klage gegen den Pharmahersteller: Menschen, die die"Abnehmspritze" benutzt haben, berichten von Gastroparese, einer Magenlähmung. Wie bewerten Sie das Risiko von Nebenwirkungen?

Wie bei jedem Medikament gibt es mögliche Nebenwirkungen. Bei den Abnehmspritzen sind das vor allem Übelkeit, Völlegefühl, auch Erbrechen und in seltenen Fällen auch ernstere Probleme wie eine Gastroparese. Deshalb müssen sie immer von einem Arzt verschrieben und begleitet werden, der Risiken und Nutzen abwägt und die passende Dosierung wählt.

Style PASS: Empfiehlt Ihre Gesellschaft Ärztinnen, Menschen bei Adipositas die "Abnehmspritze" zu verschreiben, oder raten Sie eher zu konservativen Therapien?

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt einen ganzheitlichen Ansatz. Abnehmspritzen wie Semaglutid (Wegovy) oder Tirzepatid (Mounjaro) sind eine wichtige Option bei schwerer Adipositas, besonders wenn andere Maßnahmen nicht zum Erfolg führen. Sie sind jedoch immer eingebunden in ein Gesamtkonzept aus Ernährungsberatung, Bewegung und Verhaltenstherapie.

Style PASS: Es ist ja kein Geheimnis, dass in den USA Fettleibigkeit ein riesen Problem ist. Menschen ernähren sich schlecht, treiben zu wenig Sport. Dann verschreiben Ärzte die Abnehmspritze, es kommt zu Nebenwirkungen, und Patienten sagen, sie seien nicht richtig über Risiken aufgeklärt worden. Wie wird es weitergehen mit den "Abnehmspritzen"? Flacht der Hype bald ab? Ihre Prognose?

Die Abnehmspritzen sind ein wichtiger Durchbruch in der Adipositas-Therapie, sie werden jedoch nie eine „Wunderlösung“ sein. Der Hype wird vermutlich abflachen, sobald sie realistischer eingeordnet werden. Sie sind ein wertvolles Mittel bei klarer Indikation und intensiver Betreuung, werden jedoch niemals einen gesunden Lebensstil ersetzen.

 

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